Hollande wird Sarkozys Gegner

Bei der Stichwahl des SP-Kandidaten für die Präsidentenwahl siegte der moderate Mitte- links-Politiker mit klarer Mehrheit. Er tritt 2012 gegen Amtsinhaber Sarkozy an.

Die deutliche Mehrheit der Franzosen, die sich bei den Vorwahlen der Sozialisten für Francois Hollande entschieden hat, wollte wohl auf Nummer sicher gehen. Denn seit Monaten ergaben Umfragen, Hollande hätte die besten Aussichten, bei den Präsidentenwahlen 2012 Amtsinhaber Nicolas Sarkozy zu schlagen.

Meinungsforscher bescheinigten dem 57-jährigen sozialliberalen Politiker, der am Sonntag rund 56 Prozent der Stimmen erzielte, er sei an die Stelle des vorherigen Wahlfavoriten getreten: des Ex-Chefs des Internationalen Währungsfonds, Strauss-Kahn, der wegen des Verdachts auf Vergewaltigung in New York gestrauchelt war. Hollande habe durch sein wohltemperiertes Auftreten die Sympathien der Zentrumswähler gewonnen, die sich von Sarkozy abgewendet hatten. Unter diesem Gesichtspunkt sammelten sich auch weiter links stehende Wähler hinter Hollande.

Feiner Humor

Dabei ist der frühere SP-Chef Hollande keine charismatische Führungspersönlichkeit. Wenn er bei Reden einen kämpferischen Ton anzuschlagen versucht, verkrampft sich seine Stimme. Er wirkt dann wie ein - schlechter - Imitator des verstorbenen sozialistischen Staatschefs Mitterrand. Dazu kommt, dass er immer wieder ein fast einfältig wirkendes Lächeln als Gesichtsmaske auflegt. Nur im direkten Kontakt mit Passanten oder Rivalen offenbart Hollande seine Schlagfertigkeit und seinen feinen, zielsicheren Humor.

Bei seinen Wahlkampf-Versprechen lehnte sich der geschmeidige Hollande weniger weit hinaus als seine Rivalin Martine Aubry. Zwar kündigte er an, dass er jährlich 12.000 neue Posten im Schulwesen schaffen würde, nachdem unter Sarkozy 100.000 Stellen abgebaut worden waren, begründete dies aber quasi entschuldigend: "Eine Hoffnung muss es wohl geben." Ansonsten aber verpflichtete sich Hollande zu einem radikalen Schuldenabbau.

Den Anteil der Atomenergie an der Stromversorgung Frankreichs will Hollande von derzeit 75 auf 50 Prozent reduzieren, er verwarf aber den von Aubry befürworteten Totalausstieg.

"Normaler Präsident"

Vor allem aber verspricht Hollande, er werde ein "normaler Präsident" sein, der "wieder beruhigt und versöhnt" - also ein Kontrastprogramm zur aktuellen "Hyperpräsidentschaft" von Sarkozy. Dessen Amtsführung wird von vielen als zu hektisch, aggressiv und selbstherrlich empfunden. Dazu kam die jüngste Skandalflut in Sarkozys engstem Umkreis.

Sarkozy hat für den Kuschelkurs von Hollande nur Hohn übrig. Skurrilerweise kann er sich dabei sowohl auf Aubry als auch auf die Ex-Lebensgefährtin von Hollande, Segolene Royal, berufen (Royal ist die Mutter der vier Kinder von Hollande und war 2007 für die SPF gegen Sarkozy angetreten). Aubry und Royal hatten einst Hollande als "Weichling" abgetan.

Tatsächlich ist Hollande ein Wagnis eingegangen: er will aus seiner vergleichsweisen Zurückhaltung eine Stärke machen. Er hofft dabei auf den Überdruss gegenüber der "republikanischen Monarchie", wie das französische System der Übermacht des Präsidenten oft genannt wird.

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