Hitzerekord: Wie Sie trotzdem cool bleiben

Hitzerekord: Wie Sie trotzdem cool bleiben
Der Samstag war der heißeste Juni-Tag aller Zeiten. Hier erhalten Sie Tipps, die die Hitze erträglicher machen.

Der Samstag geht in die Geschichte ein - zumindest was die höchste jemals gemessene Temperatur an einem Junitag in Österreich angeht.  Mit 37,6 Grad wurde in Bad Deutsch-Altenburg (NÖ) vorläufig die höchste jemals in Österreich im Juni gemessene Temperatur erzielt, berichteten die Meteorologen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Der bisherige Juni-Rekord wurde am 22. Juni 2000 in Lutzmannsburg, Langenlebarn und Unterretzbach mit 37,2 Grad gemessen.

In den Bundesländern gab es neue Juni-Bestwerte in Tirol mit 36,4 Grad in Imst (bisher 36,3 Grad in Innsbruck am 20. Juni 2000) und im Burgenland, mit 37,4 Grad in Neusield am See (bisher 37,2 Grad in Lutzmannsburg am 20. Juni 2000). Bis zum Abend können die Werte aber noch ein wenig steigen, so die Meteorologen.

Mittel gegen die Hitze

Hitzetipps – Von innen betrachtet verliert der Sommer an Reiz. Im Gegenteil: Vom balkonlosen Wohnzimmer oder vom Büro aus wirkt die Hitze wie blanker Zynismus. Und bei 35 Grad Außentemperatur fängt auch der Urlaub erst an, wenn man am Ziel aus dem Auto steigt. Dennoch müssen viele im Sommer arbeiten, Zeit in der eigenen Wohnung verbringen oder erst den Weg zum Urlaubsort überstehen.

Neben bekannten Tipps wie „viel trinken" gibt es gute Mittel gegen die Hitze, wenn man die Sonne nur durch die Scheibe anbeten kann. Denn dieser Sommer wird heiß: Die Prognosen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sehen voraus, dass die Temperaturen von Juli bis September zu 60 Prozent über, zu 30 im und nur zu 10 Prozent unter dem Durchschnitt sein werden.

Hitze im Auto

An Hauptreisetagen bestätigt sich oft: Spätestens nach der Fahrt in den Urlaub braucht man ihn auch. Hitze multipliziert die Erschöpfung einer mehrstündigen Autofahrt. Besser ist, die Fahrt schon als Teil des Urlaubs zu betrachten und gestalten. Marion Seidenberger, Verkehrspsychologin des ÖAMTC: „Das beginnt bei der Planung. Es ist sinnvoll, sich nach seinem Biorhythmus zu richten: Morgentypen können schon um vier Uhr wegfahren, Abendmenschen erst nachmittags.“ In jedem Fall solle man Rücksicht auf natürliche Leistungsschwankungen nehmen: „Neben dem Siesta-Tief zu Mittag gibt es eines zwischen 2 und 4 Uhr in der Früh.“

Auch vollgepackte Autos bedeuten Enge, also Stress. Platz für genügend Getränke (Wasser, stark verdünnter Fruchtsaft, ungesüßter Tee) und kleine Snacks (leicht Bekömmliches, Obst) muss aber sein – in einer Kühltasche oder zumindest nicht in der Sonne.

Wer auch den Biorhythmus seiner Kinder einbezieht, kommt dem zweiten Tipp der Psychologin nahe: „Möglichst alle Stressfaktoren im Auto vermeiden. Keine Gespräche über ein schlechtes Zeugnis oder Beziehungsprobleme. Stattdessen die Lieblingsmusik auflegen, den Kindern die Reiseroute erklären oder gemeinsam navigieren.“ Um zu verhindern, dass die Urlaubsfahrt zum größten Kraftakt des Jahres wird, sind auch die Pausen entscheidend. „Actionpausen“ wie Besichtigungen oder Verwandtschaftsbesuche können stressen. Wer eine Klimaanlage hat, sollte die Temperatur maximal fünf Grad unter der Außentemperatur wählen.

Hitze im Büro

Das gilt auch im Büro. Thomas Schädler, ärztlicher Leiter des Herz-Kreislauf-Zentrums Groß Gerungs, erklärt: „Jede rasche Veränderung belastet den Körper und veranlasst ihn zu einer Gegenregulation." Wird innen zu stark gekühlt, ist der Schritt vor die Türe ein Schock. Ebenso im umgekehrten Fall, wenn man stark erhitzt zu kaltes Wasser trinkt: „Der Körper reagiert, indem er Wärme produziert. Richtig ist bei Hitze jedenfalls, das Kontinuitätsprinzip zu beachten." Also langsames Abkühlen. Herz-Kreislauf-Patienten rät Schädler, sich auf den Sommer vorzubereiten oder einen Teil des Urlaubes der Gesundheit zu widmen.

Wer im Sommer arbeiten muss, sollte seinen Tag – je nach Möglichkeit – südländisch gestalten: sehr zeitig oder erst nachmittags anfangen, Mittagsruhe einlegen, anstrengende Tätigkeiten an die Tagesrandzeiten legen. Wer das nicht einrichten kann, dem helfen stündliche Kurzpausen: ein Glas Wasser, ein paar langsame Schritte, Handgelenke und Gesicht kühlen. Und selbst wenn die Sonne verlockend ist, bleiben Raumluft und Kopf kühler, wenn die Jalousie herunten ist. Da auch die geistige Leistungsfähigkeit unter Hitze bis zu 30 Prozent geringer ist, sollten die härtesten Nüsse nicht an den heißesten Tagen geknackt werden.

Hitze daheim

Zwei Ratschläge fürs Zuhause wirken dem entgegen: Um die Wohnung kühl zu halten, hilft Verdunkeln. Dadurch kann man auch gleich Konventionen und möglichst viel Gewand ablegen. Nötige Besorgungen und Aktivitäten draußen sollte man ohnehin auf den frühen Morgen oder späten Nachmittag verlegen. Rotkreuz-Chefarzt Wolfgang Schreiber: "Viele Leute versuchen, trotz der Hitze ihr Leben fortzusetzen, das geht oft ins Auge. Körperliche Belastung unter Hitze führt zu stärkerer Dehydration." Entscheidend sei in Extremsituationen angepasstes Verhalten und "die Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit – mindestens zwei bis drei Liter täglich". Daher ist sinnvoll, einen Wasserkrug und wasserhältiges Obst (z. B. Melonen) an Plätzen in der Wohnung herzurichten, an denen man sich viel aufhält – vor allem am Couchtisch.

Zur Abkühlung empfehlen sich kühle Duschen (wiederum nicht zu kalt), Umschläge oder Fußbäder. Muss man hinaus in die Hitze, ist die langsame Anpassung wichtig. ÖAMTC-Mediziner Heimo Vedernjak: "Bei extremer Hitze soll man vermeiden, dem Bus hinterherzujagen. Derartige Überanstrengungen können zum Kreislaufkollaps führen."

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