Große Rede, leere Hände

Große Rede, leere Hände
Premier Cameron kann seinen Leuten nichts bieten als Durchhalteparolen.

Winston Churchills "Blut, Schweiß und Tränen" sind Grundbausteine britischen Nationalgefühls. Cameron musste bei seiner Rede in Manchester seine Landsleute zwar auf keinen Krieg einschwören, und doch klingt der Ruf nach dem "Wir-schaffen-das-Optimismus" kaum anders als die Durchhalteparolen des konservativen Übervaters. Es gibt schlicht nichts, was der Premierminister heute, in der schwersten Krise des Landes seit Jahrzehnten, den Briten in Aussicht stellen kann. Der Staat ist überschuldet, die Menschen sind es genauso. Die Vision von einem Land der Händler und Dienstleister, die Maggie Thatcher einst beherzt die Industrie des Landes in Grund und Boden sparen ließ, ist nicht aufgegangen. Großbritanniens einzig florierender Wirtschaftszweig, die Finanzindustrie, macht nur eine Elite in der Hauptstadt immer reicher und lässt ganze Landstriche mit Handlanger-Jobs und ohne solide Zukunftsperspektive zurück.

Zumindest hat Cameron seinen Landsleuten keine Lügen, keinen angeblichen Aufschwung aufgetischt. Wie sollte er auch! Ein sozialer Kahlschlag, wie man sich ihn hierzulande nicht einmal vorstellen kann, ist im Gange - und weitere Härten sollen folgen. Die Labour-Opposition bringt es gerade einmal auf ein: Ganz so schlimm hätten wir aber nicht gespart!

Cameron kann also an die alte britische Tugend, auch die schlimmsten Dinge mit einem Lächeln zu ertragen, appellieren. Ob aber eine Generation, die ohne Zukunftsperspektive dasteht, dazu noch bereit ist? Die Straßen in London haben heuer schon gebrannt.

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