Geld macht glücklich, aber nicht gescheiter

Geld macht glücklich, aber nicht gescheiter
Autokrat Stronach nutzte jahrelang jenes System, das er jetzt bekämpfen will.

Gebt Frank Stronach möglichst viele TV-Auftritte. Nichts schadet dem Neo-Politiker mehr, enttarnt ihn besser als altersstarren und ungehobelten Besserwisser ohne den Anflug eines realistisch nachvollziehbaren politischen Programms.

Da fabuliert ein Superreicher im Grundirrtum, dass Geld nicht nur glücklich, sondern auch gescheiter mache.

Dass dieser einstige Steirerbua mit dem Aufbau seines Magna-Konzerns eine ökonomische Weltleistung erbracht hat, ist unbestritten. Dass es sich die Magna-Aktionäre Irrsinns-Summen kosten ließen, um ihn von der Konzernführung wegzukriegen, ist aber auch Fakt.

In seiner Kritik an arg mangelnder Qualität der Politik, der Übermacht der Finanzindustrie und an den viel zu hohen Staatsschulden hat Stronach recht. Und das macht wohl auch einen Teil seines beachtlichen Anklangs bei Wählern aus.

Dass er eine Politik nach dem Muster wirtschaftlicher Unternehmensführung verlangt, ist unsinnig. Dass er Politikern grundsätzlich jede Qualifikation abspricht, wenn sie nicht an der Werkbank gestanden oder eine Firma geführt haben, ist populistisches Geschwätz. Einem Kreisky reichte der Industrielle Stronach menschlich und politisch nicht einmal bis zur Schuhsohle.

Inhaltlich bietet Stronach bisher bloß lobenswerte Leerformeln wie "Werte, Transparenz und Fairness". Praktische Vorschläge, wie eine Wirtschaft, in der sich Arbeitnehmer in 20 Jahren genug für Jahrzehnte arbeitsloses Leben ansparen sollen, sind eher Altherren-Witze.

Nutznießer des Systems

Schlicht verlogen wird es, wenn sich Stronach als Ritter gegen das politisch-wirtschaftliche System aufspielt, in dem er alle und jeden verfilzt sieht.

Stronach hat über viele Jahre dieses System genutzt und sogar selbst erweitert. Er hat serienweise aus ihren Ämtern geschiedenen Politikern bestbezahlte Jobs in seiner Magna gegeben. Nicht, um sie dort einer "Umprogrammierung" zu unterziehen, wie er menschenverachtend formuliert. Er hat damit vielmehr das Wohlwollen aktiver Politiker gesucht, denen er mit einem Auffangnetz für den Fall des Falles wachelte.

Bei Finanzminister Grasser forderte Stronach ganz direkt gewinnbringende Dankbarkeit für ein paar lukrative Jahre im Magna-Exil. In aller Heimlichkeit sollte die ganze Voest an Magna gehen. Das konnte zum Glück gerade noch gestoppt werden.

Beim Kauf der Eurofighter organisierte Magna den geheimen Kontakt des unzuständigen Finanzministers mit dem Produzenten EADS – ein Großkunde von Stronachs Konzern. Am Ende war Ex-Magna-Grasser entscheidend für den Kauf der teuersten Abfangjäger.

Dass Stronach mithilfe Haiders und mit nie erfüllten Versprechungen ein feines Schlösschen am Wörthersee viel zu billig kaufen konnte, ist dagegen eine Petitesse.

Bei einem Auftritt in der ARD verabschiedete die Moderatorin Gast Stronach: "Das macht mir Angst, dass die Leute Sie wählen werden."

Angst ist vielleicht zu viel. Sorge trifft es aber gewiss.

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