Geistig Behinderter in Texas exekutiert

Geistig Behinderter in Texas exekutiert
Trotz UNO-Protests wurde ein 34-Jähriger in Texas hingerichtet. Erstmals kam dabei eine Ein-Gift-Spritze zum Einsatz.

Die Hinrichtung des 34-jährigen Afroamerikaners Yokamon Hearn sorgte in den USA und über deren Grenzen hinaus bereits im Vorfeld für Proteste. Hearn galt als geistig behindert, und hätte laut einer Entscheidung des Supreme Court aus dem Jahr 2002 gar nicht zum Tode verurteilt werden dürfen. Die UNO hatte die USA noch am Dienstag dazu aufgefordert, das Todesurteil nicht zu vollstrecken – allerdings erfolglos. Am Mittwoch lehnte der Oberste Gerichtshof der USA eine letzte Eingabe wenige Stunden vor der Vollstreckung dann endgültig ab. Das Gericht hatte damals die Definition von geistiger Behinderung den einzelnen US-Staaten überlassen.

Hearn war 14 Jahre alt, als man seine Behinderung feststellte, die auf die Alkoholsucht seiner Mutter zurückgeführt wurde. Seinem Anwalt zufolge soll er dadurch schwere Schäden erlitten haben. IQ-Tests sollen dies jedoch nicht bestätigt haben.

1998, damals war Hearn 19 Jahre alt, entführte er in Dallas zusammen mit Komplizen einen Börsenmakler und erschoss ihn später. Über Hearn wurde in Texas das Todesurteil ausgesprochen, einer der Komplizen wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, zwei weitere gingen jeweils für zehn Jahre ins Gefängnis.

Ein-Gift-Spritze

Hearn wurde eine einzige Dosis des starken Betäubungsmittels Pentobarbital verabreicht und nach Angaben der Nachrichtenagentur AP 25 Minuten nach Beginn der Injektion für tot erklärt. In der Regel werden drei Substanzen verabreicht: ein Narkosemittel, das den Menschen sediert, ein Lähmungsmittel, und anschließend Kaliumchlorid, welches zum Herzstillstand führt. Der Tod tritt normalerweise binnen zwei Minuten ein.

Nun zeichnet sich aber schon länger ab, dass in den USA das Gift für die Hinrichtungsspritzen knapp wird. Aufgrund der Anti-Folter-Verordnung der EU können bisher verwendete Narkosemittel wie Thiopental-Natrium oder Pentobarbital nicht mehr aus Europa bezogen werden. Der einzige US-Hersteller von Pentobarbital hatte im Herbst 2011 bereits wegen der wachsenden Proteste die Produktion eingestellt. Als Ersatz wollen einige US-Bundesstaaten das Narkosemittel Propofol einsetzen - doch auch da gibt es bereits Engpässe.

Bisher gibt es auch kaum Erfahrungen mit neuen Hinrichtungsprozeduren. Kritiker beklagen, dass nicht nachgewiesen ist, wie Pentobarbital bei der letalen Injektion wirkt.

So kam es im Juni 2011 zu einem tragischen Zwischenfall bei einer Hinrichtung in Georgia. Laut einem Bericht der Ärzte Zeitung hatte ein Anästhesist von der Harvard Medical School den Toten nach seiner Hinrichtung auf Bitte von dessen Anwalt hin untersucht. Professor David Waisel stellte daraufhin fest, dass der Todeskandidat mindestens vier Minuten mit dem Tod gekämpft hatte, ehe er bewusstlos wurde. "Das Präparat ist nicht geeignet. Pentobarbital wirkt nicht so, wie der Staat angibt, dass es wirken sollte", so das Fazit des Mediziners.

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