Fünf Jahre Haft für Hannes Kartnig

Ein halbes Jahr zuvor hatte seine Präsidentschaft für Sturm in einer existenziellen Krise geendet.
Knalleffekt im Sturm-Prozess: Der „Sonnenkönig“ muss ins Gefängnis und 6,6 Mio. Euro Finanzstrafe zahlen.

An der Hand seiner Ehefrau Claudia betrat Hannes Kartnig am Freitag um 14 Uhr zur Urteilsverkündung den Gerichtssaal. Diese seelische Unterstützung hatte er auch bitter nötig.

Denn der Schöffensenat sprach alle acht Angeklagten schuldig. Über den Ex-Präsidenten von Sturm wurden wegen Steuerhinterziehung 6,6 Millionen Euro Finanzstrafe plus zwei Jahre unbedingte Haft verhängt. Wegen einer Reihe von Betrugsdelikten fasste er weitere drei Jahre Gefängnis aus. Kann er die Geldstrafe an den Fiskus nicht bezahlen, muss er mit zusätzlichen 18 Monaten Haft rechnen.

Der schrille Schlusspfiff bedeutet einen Sieg auf allen Linien für den bissigen Staatsanwalt Hannes Winklhofer, der auch den GAK-Fußballkrimi zur Anklage bringen wird. Der KURIER war das erste Medium, das beide Vereinsskandale aufdeckte.

Richter Karl Buchgraber benannte den Anfang vom Ende: Kartnig habe von 1998 bis 2006 den Verein sukzessive in die Pleite geführt: Durch Überbezahlung von Spielern, deren teure Weiterverpflichtung und Verträge mit neuen Profikickern. "Kartnig hat einen übertriebenen Ehrgeiz gehabt. Er wollte aus Sturm unbedingt eine internationale Mannschaft formen", betonte der Richter. "Aber er hat gewusst, dazu fehlt das Geld. Was hat er gemacht? Er versucht es mit Steuerhinterziehung und zahlt nur einen Teil der Löhne, den Rest schwarz."

 

 

Lizenz erschlichen

Der Ankläger hatte bewiesen, dass nur durch Unsummen an Schwarzgeldern für die Spieler der Betrieb nach außen hin aufrecht zu erhalten gewesen und die Lizenz für die Bundesliga erschlichen worden sei. "Kartnig hat alle anderen im Vorstand mitgerissen." Die Urteile über fünf Vorstandsmitglieder: Hohe Geldstrafen wegen Finanzbetrugs 1,3 bis 3,8 Millionen Euro. Beitrag zur Konkursverschleppung: teilweise bedingte Haftstrafen von sechs bis 12 Monaten.

Auch Ex-Sportmanager Heinz Schilcher hat 1,9 Millionen Euro Strafe aufgebrummt bekommen: Ein existenzielles Problem, da er sich nicht einmal einen Anwalt leisten konnte. Der Ex-Sekretär wurde belohnt: Geld- und Haftstrafe fielen bedingt aus, weil er geständig war.

Ex-Zampano Kartnig wollte im Schlusswort noch Eindruck schinden. "Es sind uns viele Fehler passiert. Aber wir haben dem Volk auch viel Freude bereitet", streute sich Kartnig Eigenlob für die Zeit der Champions League. Für extravagante Trainer wie Ivica Osim und eine Traum-Mannschaft mit Ivo Vastic und Co. "Wir wurden umjubelt". Millionen Menschen hätten tolle Spiele gesehen.

Zu Steuerhinterziehung und Schwarzlöhnen an die Spieler stehe er. "Das tut mir leid." Dafür bat er um ein mildes Urteil. Vergeblich. "Fünf Jahre lang war das Stadion ausverkauft. Wir waren also auch Steuerbringer, nicht nur Hinterzieher", brachte Kartnig den Sport als Wirtschaftsmotor ins Spiel. "Aber ich habe nicht betrogen."

Ruin

Einen Kniefall beging der Ex-Sekretär. "Ich bedaure zutiefst, dass es so weit gekommen ist und ich hier sitze". Man habe ihm gesagt, als kleinem Angestellten könne ihm eh nichts passieren. "Ich war zu naiv, zu schwach." Seine Existenz sei ruiniert, er habe zwei Jobs verloren und sei arbeitslos.

Ex-Profikicker Heinz Schilcher, 14 Jahre lang sportlicher Leiter, stellte eine aktive Beteiligung an krummen Geschäften bis zuletzt entschieden in Abrede. "Ich habe mit Sicherheit kein Schwarzgeld bezogen oder einem Spieler angeboten."

 

"Sonnenkönig"

Die übrigen Vorstandsmitglieder erbaten sich ebenfalls Freisprüche. Sie seien von Kartnig, dem "Sonnenkönig", wie ein Angeklagter sagte, nicht im Detail eingeweiht gewesen. Die Kartnig-Verteidiger werden Nichtigkeit und Berufung einlegen. Die anderen erbaten Bedenkzeit. Bis in letzter Instanz über das Schicksal von Kartnig und Co entschieden ist, wird mindestens noch ein Jahr vergehen.

"Kein Kommentar", sagte Kartnig nach über dreistündiger Urteilsverlesung – und rauschte ab. Die Fußfessel, sagte der Richter aber schon vorausblickend, komme für ihn nicht in Frage.

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