Freitag, der 13.

Freitag, der 13.
Wie sich das Unglück an einen bestimmten Tag heftete – rationale Erklärungsversuche für ein durch und durch irrationales Phänomen.

Als eingefleischter Triskaidekaphobier (Mensch, der sich vor dem 13. fürchtet) sollte man heute der Colgate University im Madison County einen Besuch abstatten – zur Abhärtung: Das private US-College wurde 1817 von 13 Männern mit 13 Dollar, 13 Gebeten und 13 Studien gegründet. Zudem befindet sich die Universität auf dem Oak Drive Nummer 13, und für die Mitglieder der Universität ist alles, was mit der 13 zusammenhängt, ein gutes Vorzeichen.

Gute Omen, schlechte Omen – Fakt ist, dass eine gar nicht geringe Anzahl von Menschen an jedem 13. mit einem mulmigen Gefühl aufsteht – besonders, wenn er auf einen Freitag fällt. Warum eigentlich? Auch hierfür gibt es ein schönes lateinisches Wort – Paraskavedekatriaphobie – und einige rationale Erklärungsversuche für ein durch und durch irrationales Phänomen.

Der Freitag als vermeintlicher Unglückstag lässt sich im Volksglauben auf die christliche Tradition zurückführen (Stichwort: Jesu Todestag). Die 13 wiederum überschreitet das geschlossene Zwölfersystem und ist als Primzahl nur durch eins und sich selbst ohne Rest teilbar. Das verleiht ihr mathematisch eine gewisse Bedeutung. In der Bibel steht die Zwölf für Harmonie, beim letzten Abendmahl hingegen waren 13 Personen anwesend. Lange hieß die 13 im Volksmund das „Dutzend des Teufels“.

Neues Phänomen

In Wahrheit aber ist der Aberglaube rund um Freitag, den 13., ein relativ neues Phänomen: 1907 schrieb Thomas William Lawson, ein US-Börsenspekulant und Multimillionär, den Börsenroman „Friday the 13th“, der in Europa im selben Jahr als „Freitag, der 13.“ erschien. Lawson darf sich damit der Erfindung des Phänomens rühmen. In der Folge wurde der Ruf des neuen Unglückstags mit Filmen wie „Freitag, der 13.“ (von Regisseurs Richard Oswald, 1916) genährt. Er handelte von einer Familie, deren Mitglieder alle an diesem Datum starben. Später folgten Komödien („Freitag, der 13.“, 1944), Lieder (z.B. „Ankomme Freitag, den 13.“, Reinhard Mey, 1969, oder das Blur-Album „13“), Comic-Serien und Computerspiele.

Doch da war das kollektive Unglück längst in den Köpfen der Menschen verankert: In vielen Hotels fehlt heute der 13. Stock, Krankenhäuser verzichten auf das Zimmer Nr. 13, im Flugzeug wird man nur schwerlich die Reihe Nr. 13 finden und auch im Motorsport ist die Startnummer 13 eine Seltenheit.

Da hilft es auch nicht, dass sich der berühmteste Unglücksfreitag, der 13., der Tag des amerikanischen Börsenkrachs von 1929 bei genauer Betrachtung als Donnerstag entpuppt. Im allgemeinen Bewusstsein verknüpfte sich der Crash erst später mit dem Freitag, weil es in Europa bereits einen Tag später war. Eines der wenigen belegten Unglücksereignisse, die auf einen Freitag, den 13., fielen, war die vom französischen König Philipp IV. befohlene Verhaftung und Verbrennung aller Mitglieder des Templerordens. Die liegt allerdings schon etwas zurück – am 13. Oktober 1307.

Um Verschwörungstheoretiker nicht ganz zu enttäuschen: Die einzige misslungene Mondmission der NASA war die Apollo 13. Am 11. April 1970 gestartet, musste sie zwei Tage später, am 13., wegen eines kaputten Sauerstofftanks abgebrochen werden. Nicht einmal im Lotto „6 aus 45“ lässt sich die „13“ eindeutig unter die Unglückszahlen reihen: In der Statistik der gezogenen Zahlen rangiert sie auf Rang 30.

13 als Dutzend

Schon mal was vom Bäcker- oder Fleischerdutzend gehört? Hier kommt die 13 im Mäntelchen der zwölf daher, wenn der Stammkunde statt der verlangten 12 Stück Semmeln oder 12 Würstel 13 bekommt. Ist also zumindest die 13 eigentlich ein Glück? Für 129 Millionen Menschen aus Pakistan und Indien schon. In ihrer Muttersprache Pandschabi spricht man die Zahl 13 wie „tera“ aus, was soviel bedeutet wie „Ich bin dein“. In Teilen Frankreichs, Italiens und Japans gilt die 13 als Glückszahl und in Mexiko sogar als heilig.

Auch in der jüdischen Tradition ist die 13 eine Glückszahl und ein Symbol Gottes, weil sie über der Zwölf steht. Der jüdische Kalender richtet sich nach dem Mond, sodass am 14. eines Monats immer Vollmond ist. Wenn der Vollmond auf einen Sabbat (Samstag) fällt, ist das ein Glücksfall, also ist auch Freitag der 13. etwas Positives.

Der eingangs erwähnten Colgate University hat die Unglückszahl ordentlich Glück gebracht. Das US-Magazin Newsweek reihte sie unter die neuen Eliteuniversitäten der USA. Wer sich trotzdem partout fürchten möchte: In Spanien, Griechenland und Teilen Lateinamerikas gelten Dienstage, die auf den 13. eines Monats fallen, als Unglückstage, und in Italien wiederum Freitag, der 17.

Statistik : Ein besonderes Datum

Anzahl Pro Jahr fallen mindestens ein, aber höchstens drei Freitage auf einen 13. Heuer kommen noch zwei – der 13. April und der 13. Juli 2012.

Intervall Der kürzeste Abstand zwischen zwei Freitagen, dem 13., beträgt nur vier Wochen. Dies ist immer dann der Fall, wenn der 13. Februar ein Freitag ist, und der Februar nur 28 Tage hat. Das nächste Mal kommt das im Jahr 2015 auf uns zu. Der längste Abstand zwischen zwei Freitagen, den 13., beträgt 14 Monate oder genau 61 Wochen; nächstes Mal zwischen Juli 2012 und September 2013.

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