Tausende Muslime maschierten gegen den Terror

Mantes-la-Jolie: Muslimische Demonstration gegen Gewalt
Trauerdemo in Pariser Vorstadt nach dem Mord an einem Polizisten-Paar.

Sie sind so vielfältig wie die Angehörigen anderer Konfessionen, und etliche wollen sich nicht für Verbrechen vermeintlicher Glaubensbrüder entschuldigen müssen. Aber tausende französische Muslime haben jetzt diese Vorbehalte bei Seite geschoben und sind in Mantes-la-Jolie, einer Trabantenstadt nordwestlich von Paris, gegen den Terror auf die Straße gegangen.

Im örtlichen Kommissariat hatte das Polizistenpaar gewirkt, das in der Vorwoche auf dem Grundstück ihres Einfamilienhauses von einem ortsansässigen 25 jährigen Anhänger des Dschihadisten-Gebildes „Islamischer Staat“ erstochen worden war. An dem Trauer- und Schweige-Marsch der Muslime, zu dem der Verband der örtlichen Moscheen am Sonntag aufgerufen hatte, und der von der Großmoschee von Mantes-la-Jolie zum Stadt-Kommissariat führte, beteiligten sich über 5000 Demonstranten – das ist viel für eine derartige Kleinstadt. Und das ist auch eine bedeutsame Kampfansage an die Dschihadisten-Netzwerke, weil diese gerade in den sozialen Brennpunkt-Siedlungen abgesackter Ex-Industriereviere, wie sie für Mantes-la-Jolie und Umgebung typisch sind, auf Rekrutensuche gehen.

„Wir fühlen uns verraten und beschmutzt durch diesen Mord an Polizisten, die für unseren Schutz tätig sind“, erklärte eine Teilnehmerin des muslimischen Trauer-Marsches. Einige meinten selbstkritisch, in den Moscheen müsste „gezielter gegen den Fanatismus gepredigt werden“.

Keine Begrüßung für Muslime

Allerdings wurde auch wieder die Verbitterung der Polizisten, die angespannte Lage zwischen Polizisten und Jugendlichen aus Sozialbau-Siedlungen sowie das wachsende gegenseitige Misstrauen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen sichtbar: erst hielten Polizisten ihren eigenen Trauermarsch in der geruhsamen Kleinbau-Siedlung ab, wo die Ermordeten gewohnt hatten – umgeben von Mittelschichts-Familien, die aus den Sozialbau-Siedlungen weggezogen waren, wo die Mehrheit der muslimischen Familien festsitzt. Bei dieser Polizeidemo waren Lokalpolitiker und vor allem linke Gemeinderäte unerwünscht. Dann hatten Kommunalpolitiker ihre Kundgebungen organisiert und schließlich die Muslime ihre eigene Demonstration. Die Teilnehmer dieses Marschs der Muslime deponierten Blumensträuße vor dem Kommissariat, aber kein Beamter kam heraus um, die Demonstranten zu begrüßen.

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