Fekter erzürnt Lehrer und ihre Partei

Fekter erzürnt Lehrer und ihre Partei
Mit ihrer Forderung, dass Junglehrer unbezahlt mehr arbeiten sollen, hat die Finanzministerin die ÖVP-Spitze brüskiert. Die schwarzen Gewerkschafter toben.

Was war das für ein Wirbel, als die rote Bildungsministerin 2009 die Arbeitszeit der Lehrer um zwei Stunden erhöhen wollte. Die Gewerkschaft erklärte Claudia Schmied den Krieg - und siegte. Auch weil der Ministerin der Rückhalt von Kanzler und Koalitionspartner fehlte.

Jetzt legt sich eine andere Ressortchefin mit der Standesvertretung an - wegen eines viel drastischeren Begehrens. Die schwarze Finanzministerin Maria Fekter will, dass Junglehrer fortan statt rund 21 Wochenstunden 27 absolvieren. Abgegolten werden sollen nur zwei Drittel, also vier der sechs zusätzlichen Stunden. "Zwanzig Prozent mehr Gehalt, dreißig Prozent mehr Arbeit", sagt Fekter.

Neue Front

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Mehr hat sie nicht gebraucht. Nicht nur die Lehrergewerkschafter sind erbost; das ist auch die Spitze von Fekters Partei - wenngleich aus einem anderen Grund. In der ÖVP grollt man ihr, weil sie ohne Absprache mit Obmann Michael Spindelegger, Klubchef Karlheinz Kopf und Bildungssprecher Werner Amon vorschnell und noch dazu mit einem eigenen Vorschlag an die Öffentlichkeit gegangen ist. Sie habe ohne Not eine Front aufgemacht, heißt es intern.

Eigentlich hätte ein neues Dienst- und Gehaltsrecht für Pädagogen in aller Ruhe hinter verschlossenen Türen ausverhandelt werden sollen; erst dann wollten es Schmied und Amon, die gutes Einvernehmen haben, präsentieren. Und den Lehrern mit höheren Einstiegsgehältern schmackhaft machen. Das hat Fekter mit dem Alleingang konterkariert.

Keine Denkverbote

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Nach Außen hin wird in der Bundespartei versucht, die Sache herunterzuspielen. Es gebe keine Denkverbote, "aber auch kein Nachdenkverbot über Zeitpunkte der Verlautbarung".

Bildungssprecher Amon verhehlt den Ärger über Fekter im KURIER-Gespräch aber nicht: "Seit Wochen verhandeln wir über Modelle. Ich glaube, dass es bei einem großen Bereich wie dem neuen Lehrerdienstrecht nicht sinnvoll ist, über einzelne Varianten in der Öffentlichkeit zu diskutieren." Überdies: "Fekters Vorschlag war bisher nicht Gegenstand unserer Gespräche." Tatsächlich ist die Finanzministerin nicht einmal bei den Verhandlungen dabei.

SPÖ-Verhandlerin Schmied will Fekters Plan nicht näher kommentieren. Sie sagt lediglich: "Es wird ohne Tabus diskutiert."

Die Standesvertreter halten sich nicht zurück. "Wir brauchen einen Rettungsschirm vor unqualifizierten Attacken", echauffieren sich die schwarzen Lehrergewerkschafter unisono. "Frau Fekter ist ein bisschen durch den Wind", sagt Jürgen Rainer, der Vertreter für die Lehrer an berufsbildenden höheren Schulen,
zum KURIER. "Das ist nicht durchdacht, unnötig." Und es sei unprofessionell, etwas zu diktieren, während verhandelt wird. "Das verhärtet doch nur die Fronten." Außerdem kommt für Rainer "nicht infrage, dass die Jungen die Zeche zahlen". Denn das neue Dienstrecht wird nur für künftige Lehrer gelten. Für die jetzigen Pädagogen soll alles beim Alten bleiben.

Eine Verhöhnung

Besonders erzürnt die Gewerkschafter, dass Fekter von den "exorbitanten Lehrergehältern" weg will. AHS-Vertreter Eckehard Quin: "Einem Akademiker ausrichten zu lassen, dass er mit einem Anfangsbezug von etwas über 1300 Euro exorbitant gut bezahlt ist, kann nur als Verhöhnung seiner Arbeitsleistung empfunden werden."

Fekter wollte sich am Donnerstag zu ihrem Lehrplan nicht mehr äußern. Auch Beamtenboss Fritz Neugebauer schwieg. Heute, bei den Verhandlungen über die Beamtengehälter, wird er nicht umhinkommen, die Idee seiner Parteifreundin zu bewerten. Applaudieren wird er ihr wohl nicht.

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