Europas Untote

Europas Untote
Die alten Konflikte dieses Kontinents waren nur vom Wohlstand zugedeckt.

Grenzen niederzureißen, das war das große Ziel des "Friedensprojekts" Europa. Viele seiner Bürger dagegen sind ganz wild darauf, neue Grenzen zu ziehen. Überall in Europa sind derzeit die Separatisten und Nationalisten am Wort – und ob sie sich nun auf Schlachten im 14. Jahrhundert berufen, oder aber auf die Ungerechtigkeiten, die ihnen der jeweils andere Teil des Kontinents aufbürden würde. Die Idee ist im Grunde immer die gleiche: Nur eine möglichst dichte, unüberwindliche Grenze kann in den Augen vieler Europäer die eigenen Rechte, den eigenen Wohlstand und obendrein die eigene Identität schützen. Argumente also, die in der Geschichte dieses über Jahrhunderte zerstückelten Kontinents schon immer das Baumaterial für Grenzen und natürlich für die fast unweigerlich folgenden Konflikte geliefert haben.

Wenig überraschend, dass gerade in der Krise all das wieder hervorgeholt und von populistischen Politikern quasi als Heilmittel präsentiert wird. Wer eine Grenze zwischen den "eigenen Leuten" und den europäischen Nachbarn zieht, kann diese praktischerweise gleich für alle Übel vom Budgetdefizit bis zur Verbrechensrate verantwortlich machen.

Wie gut dieses Einmauern ankommt, zeigt nur, auf was für schwachen Beinen das "Friedensprojekt" Europa eigentlich steht. Im Wohlstand lässt es sich bequem über ein Europa ohne Grenzen schwafeln, wenn die Angst umgeht, zieht sich jeder am liebsten hinter die eigenen zurück.

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