Europa riskiert Kollaps wie 1933

So eindringlich hat noch kaum ein Experte die Europäer, vor allem die deutsche Kanzlerin Merkel, für ihren Kurs in der Schuldenkrise gerügt wie US-Ökonom Nouriel Roubini.

Ausgerechnet Deutschland lernt nichts aus der Geschichte", poltert der Wirtschaftsprofessor Roubini, der schon den Kollaps des US-Immobilienmarktes 2008 vorhergesagt hat, in einem Gastkommentar für die Financial Times Deutschland.

Die Deutschen, so Roubini, seien viel zu sehr "auf die Nichtgefahr der Inflation fixiert". "Sie täten gut daran, sich zu erinnern, wie zwei Jahre vor 1933 eine Bankenkrise in Europa zum Zusammenbruch der Demokratie in Europa beitrug."

Roubini warnt: "Die EU wurde geschaffen, damit sich die Katastrophen der 30er-Jahre nicht erneut ereignen. Es ist höchste Zeit, dass Europas Regierungen erkennen, wie gefährlich nahe sie daran sind, sie doch zu wiederholen." Vor allem müsse Europa "die elenden Bilanzen seiner Banken säubern".

Kritik

Wifo-Chef Karl Aiginger lehnt im KURIER-Gespräch Roubinis Vergleich mit den 1930er-Jahren ab: "Ich möchte nie mit 1930 drohen, das war wirklich eine Katastrophe, in der die Wirtschaftspolitik völlig falsch reagiert hat. Die Situation heute ist mit den 1930er-Jahren in keiner Weise vergleichbar."

Für Aiginger steht Europa aber am Scheideweg: "In den nächsten zwei, drei Monaten kommt Europas Midlife-Crisis zu einem Höhepunkt. Europa muss sich entscheiden, ob es mehr macht als bisher und ob es solidarisch bleibt. Solidarisch heißt, dass Europa den Märkten ein ganz klares Signal gibt: Die Länder, die jetzt beim Euro dabei sind, werden verteidigt."

Das größte Problem sieht der WIFO-Chef in Aussagen mancher deutscher Ökonomen wie ,Mit einer Nord-Zone können wir auch leben": "Das wäre das Ende, denn dann fällt Griechenland und dann schießen die Finanzmärkte ein Land nach dem anderen aus der Euro-Zone heraus. Daher ist es wichtig, dass wir das Signal der Solidarität geben."

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