"Engel mit Eisaugen" darf hoffen

"Engel mit Eisaugen" darf hoffen
Im Berufungsprozess der wegen Mordes verurteilten Amanda Knox wurde ein neues Gutachten abgelehnt.

Sie wird "der Engel mit den Eisaugen" genannt und wurde wegen des Mordes an einer Mitbewohnerin in Perugia zu 26 Jahren Haft verurteilt. Die heute 24-jährige Amerikanerin Amanda Knox hat im Berufungsverfahren in Perugia einen Teilerfolg erzielt.

Die Forderung der Staatsanwaltschaft nach einem neuen rechtsmedizinischen Gutachten wurde abgelehnt. Das Gericht sagt, dass die polizeiliche Spurensicherung und die Beweise, die von Staatsanwaltschaft und Verteidigung vorgelegt wurden, ausreichten, um sich eine Meinung zu bilden. Das Urteil soll im Oktober gefällt werden.

Der Fall entzweit wieder einmal die Prozessbeobachter, denn wer, wenn nicht Amanda Knox und ihre zwei verurteilten Freunde kämen für die Tat in Frage? Raffaele Sollecito bekam 25 Jahre Haft und Rudy Guede nach seiner Berufungsverhandlung 16 Jahre Haft. Die 21-jährige Meredith Kercher aus England war am 2. November 2007 mit durchgeschnittener Kehle, vergewaltigt und von 40 Messerstichen übersät in einer Wohnung in Perugia aufgefunden worden. Diese Wohnung hatte sie mit Amanda Knox geteilt.

Schwere Schlampereien

Im ersten Prozess wurden über 100 Zeugen vernommen. Bei der Urteilsverkündung schien der Fall unter einer erdrückenden Beweislast klar. Im Sex- und Drogenrausch wollte die Studentin aus Seattle Gruppensex. Das Opfer soll das verweigert und damit mit dem Leben bezahlt haben.

Bei der Berufungsverhandlung wurde ein Gutachten zweier Gerichtsmediziner der Universität Sapienza vorgelegt, in dem schwere Schlampereien der Spurensicherung nachgewiesen wurden. Dabei geht es um das angebliche Tatmesser und um den BH-Verschluss von Meredith Kercher. Andere Indizien lassen sich aber nicht leugnen: So wurde ein Fenster der
Wohnung von innen eingeschlagen, so als wollte man einen Einbruch vortäuschen.

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