Eine Schnell-Bahn nach St. Pölten

Eine Schnell-Bahn nach St. Pölten
Ab Dezember dauert die Fahrt von Wien nach St. Pölten nur noch 25 Minuten. Der KURIER war bei der ersten Ausfahrt dabei.

ÖBB-Chef Christian Kern ist an sich ein besonnener Mann. Doch die erste Fahrt auf der neuen Weststrecke versetzt selbst ihn in Aufregung. "Wir schreiben soeben Bahngeschichte in Österreich", sagt Kern, als der Zug kurz nach Meidling in den Untergrund fährt. Im Wienerwaldtunnel beschleunigt der Railjet auf knapp 230 km/h, die Ohren verschlagen, Tunnellichter rasen am Zugfenster vorbei. Nur wenige Minuten später wird es wieder hell, der Zug braust durch das Tullnerfeld.

Nach 13 Jahren Bauzeit mit vielen Hindernissen, ist die neue Weststrecke Realität. Sie wird die Fahrtzeit in den Westen stark verkürzen.

Am 9. Dezember wird die neue Strecke in Betrieb genommen. Für die 60 Kilometer von Wien-Westbahnhof nach St. Pölten wird man mit dem Railjet nur noch 25 Minuten brauchen. Die Fahrtzeit nach Linz verkürzt sich von einer Stunde und 34 Minuten auf 1:15, nach Salzburg schafft es der Railjet in 2:22 statt 2:45 Stunden. Zusätzlich werden die Nahverkehrszüge von der neuen Strecke profitieren, auch auf der Südbahn. So wird es in Zukunft möglich sein, in 58 Minuten von Wr. Neustadt nach St. Pölten zu fahren. Ab 2014 sollen dann auf dem neuen Wiener Hauptbahnhof die ersten Fernverkehrszüge halten.

"Wir haben damit eine ordentliche Konkurrenz zum Auto geschaffen", sagt Kern. Aber auch Flugreisende in den Westen bekommen nun eine ernsthafte Alternative.

Temporausch

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Dabei ginge es sogar noch schneller. Bei internen Tests sind die ÖBB auf der Strecke schon 336 km/h gefahren. Doch Fahrgäste werden kaum in den Genuss dieser Geschwindigkeiten kommen. Kern: "Ab 250 km/h ist der Betrieb nicht mehr rentabel, da die Gleise und Verschleißteile an den Zügen zu schnell abgenutzt werden." Auch müssen auf derselben Trasse Nahverkehrszüge und Gütertransporte fahren.

447 Züge pro Tag sollen es in Zukunft gesamt sein, um ein Drittel mehr als derzeit.

Die Bahn hofft daher bei den Passagieren auf ordentliche Zuwachsraten. "Wir hatten im ersten Halbjahr 2012 ein Plus von 5 Prozent, durch die neue Strecke wollen wir 1,5 Millionen Kunden dazugewinnen", sagt Kern.

Verkehrsministerin Doris Bures betont angesichts der neuen Strecke, dass Infrastrukturpolitik einen langen Atem braucht – gab es doch lange und heftige Proteste gegen die Tunnelbauten.

Sie hat daher schon den Ausbau der Südstrecke im Auge. Dieser soll im Jahr 2024 abgeschlossen sein. Bures: "Dann bin ich zwar nicht mehr Ministerin, ich werde aber trotzdem zur Präsentation gehen."

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