Ein zu leiser Arbeiter
Sebastian Kurz bleibt seinem Stil treu: Ohne Getöse startete er das Dialogforum Islam; unaufgeregt präsentiert er das erste Ergebnis, die "Islam-Landkarte". Die Schrittchen in die richtige Richtung sind exemplarisch für Kurz’ Integrations-Strategie: Weg von Emotionen, hin zu Informationen. Das Kalkül: Wissen verhindert Angst, die wiederum Integration verhindert.
Die Politik der kleinen und leisen Schritte hat sich für Kurz bewährt: Er wird als braver Arbeiter in der Regierung gesehen, ist sein Geilomobil-Image längst los.
Bei aller Behutsamkeit, die in der Integrationspolitik richtig und wichtig ist, vergisst er aber auch dort auf klare Worte, wo sie angebracht wären. Zu Straches unseligem Vergleich der Demos gegen den Burschenschafterball mit der "Reichkristallnacht" fiel Kurz ein, dass "viele FPÖ-Positionen jenseitig sind". Zum konkreten Sager und Schwarz-Blau als Koalitionsvariante kam: nichts.
Mit diesem Mut-Faktor kann man zwar locker ÖVP-Chef oder Bundespräsident werden (wobei der nun sogar einen Orden für Strache zurückhält). Für einen Integrations-Staatssekretär aber ist das zu wenig. Bei Straches Grenzüberschreitungen muss auch Kurz einmal Stilbruch begehen und laut werden. Wer hier zaudert, verliert.
Kommentare