Ein Satellit zu Ehren des toten Diktators

Ein Satellit zu Ehren des toten Diktators
Die Bevölkerung hungert, doch für Raketen hat Nordkorea genug Geld: Im April will das Regime einen Satelliten ins All schicken.

Klotzen, nicht kleckern will Nordkoreas kommunistische Führung, wenn Mitte April der 100. Geburtstag des 1994 verstorbenen Staatsgründers Kim Il-Sung gefeiert wird: Zu Ehren des "Ewigen Präsidenten" und Großvaters des neuen Diktators soll ein Satellit ins All geschossen werden, kündigte die amtliche Nachrichtenagenetur KCNA am Freitag an. Die Trägerrakete, eine Unha-3 aus nordkoreanischem Eigenbau, werde planmäßig mit einem Beobachtungssatelliten im Gepäck zwischen 12. und 16. April abgefeuert.

Nordkoreas Nachbarn Südkorea und Japan, vor allem aber die USA, antworteten sofort mit scharfen Warnungen: Der Start eines Satelliten wäre ein Verstoß gegen die UN-R­esolution, die dem kommunistischen Land sämtliche Starts von ballistischen Raketen untersagt.

Raketentest

Doch dieses Verbot hat Nordkoreas neuen Machthaber Kim Jong-Un schon bisher wenig gestört: Unmittelbar nach dem Tod seines Vaters Kim Jong-Il hatte der Jung-Diktator im Dezember eine Kurzstrecken-Rakete testen lassen. Hinter dem angesagten Satellitenstart aber wittern die USA und Nordkoreas besorgte Nachbarn nun sogar einen verdeckten Test für eine Langstreckenrakete. Diese waffenfähigen Trägersysteme, so lauten die Befürchtungen der USA, wären im schlimmsten Fall in der Lage, US-Territorium (Alaska) zu erreichen.

Mit allen Mitteln und Sanktionen versucht die UNO deshalb seit Jahren, das unberechenbare Nordkorea an der Entwicklung von Raketen- und Atomtechnologie zu hindern. Ohne viel Erfolg: Tests gab es immer wieder, einmal überquerte eine Rakete sogar den Luftraum der geschockten Japaner. Durch den Verkauf seiner Technologie an Iran und Syrien erzielt das bettelarme Nordkorea erhebliche Deviseneinnahmen.

Sein Atomprogramm benutzt das Regime in Pjöngjang stets als Faustpfand: Braucht das Land Nahrungsmittelhilfen, erklärt sich die Führung bereit, auf Atomversuche zu verzichten – wie zuletzt vor drei Wochen. Als Gegenzug hatten sich die USA bereit erklärt, den chronisch unterernährten Nordkoreanern 250.000 Tonnen Nahrung zu liefern. Dies dürfte nach der Ankündigung des Satellitenstarts nun vorerst auf Eis liegen.

Für fast ein Fünftel der 22 Millionen Nordkoreaner hätte dies fatale Folgen. Nahrung ist für sie so knapp, dass es meist nur noch einmal pro Tag Essen gibt. Der private Anbau von Gemüse ist im kommunistischen Nordkorea verboten. Überleben kann nur, wer sich irgendwie auf dem Schwarzmarkt das Wichtigste organisieren kann. Schwere wirtschaftliche Fehlplanung hat zudem die Preise explodierten lassen. Ein Topf Honig, den sich ohnehin nur Nordkoreas Super-Reiche leisten können, kostet heute das Drittel eines durchschnittlichen Monatslohns.

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