Die unpolitische Anna
Wer die russisch-österreichische Sopranistin Anna Netrebko je live auf einer Bühne gehört hat, weiß: Diese Stimme ist ein Ereignis. Wer sie das eine oder andere Mal gesprochen hat, weiß aber auch: Die Netrebko ist ein völlig unpolitischer Mensch.
Wenn sie sich nun auf einer Unterstützerliste für Präsidentschaftskandidat Putin wiederfindet, dann sind die Gründe wohl diese: Putin, ein Liebhaber der klassischen Musik, hat Netrebko 2008 zur "Volkskünstlerin Russlands" ernannt. Er hat viel Geld für das Mariinsky-Theater in seiner Heimatstadt St. Petersburg aufgestellt – Netrebko ist dort künstlerisch groß geworden. Putin ist eng befreundet mit Netrebkos Förderer Valery Gergiev. Putin hat zuletzt das Moskauer Bolschoi-Theater teuerst renovieren lassen. Und nebenbei finanzierte er die Fertigstellung des "Faust"-Filmes von Alexander Sokurow (mit dem Österreicher Johannes Zeiler).
Netrebkos Solidarität resultiert sicher mehr aus Dankbarkeit denn aus politischer Überzeugung. Ihre Aktion ist kein Skandal, sondern primär naiv, wenn sie glaubte, dass das in Österreich, das sie liebt wie Russland, nicht auch kritisiert wird. Aktion? Einer wie Netrebko ist das eher passiert. Wohldurchdacht war es offenbar nicht.
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