Die Schweiz ist anders

Die Schweiz ist anders
Mehr Urlaub mag populär sein, die Schweizer lehnen ihn als unvernünftig ab.

Die Schweizer haben die Gelegenheit, sich sechs Wochen Mindesturlaub in der Verfassung garantieren zu lassen, ungerührt verstreichen lassen. Das werden viele Arbeitnehmer in anderen Ländern vielleicht sonderlich finden, es ist aber ein neuerlicher Beweis für ein funktionierendes demokratisches System.

Die Gewerkschaft hatte die Initiative ergriffen und ihre Forderung nach mehr Freizeit als Ausgleich für den immer härteren Wettbewerb gut begründet. Arbeitgeber und Regierung warnten vor negativen Auswirkungen für den Wirtschaftsstandort. Die Bürger hatten das letzte Wort.

Was diesen Entscheidungsprozess so beeindruckend macht, ist die vorhergehende Debatte: Auch in der Schweiz ist sie nicht frei von populistischen und kantigen Ansagen. Wer sich für das Thema aber interessiert, findet alle Argumente gut aufbereitet und erklärt in Zeitungsdossiers, auf Internet-Seiten und in zahllosen Diskussionen.

Wenn am Ende populäre Forderungen wie mehr Ferien oder weniger Steuern verworfen werden, spiegelt das die Stimmungslage einer informierten und abwägenden Bevölkerung wider. In der Schweiz muss die Politik die Bürger immer wieder von einzelnen Sachentscheidungen überzeugen. Davon könnte man sich viel abschauen.

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