Der Warnschuss mit dem Euro-Ausschluss

Der Warnschuss mit dem Euro-Ausschluss
Die EU-Partner stellen die Griechen vor die Wahl: Gemeinsam – oder einsam.

Die hohe Schule der Diplomatie schafft es, harte Botschaften sosehr in Watte zu verpacken, dass die Betroffenen sogar noch dankbar nicken.

Die 27 Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben in der Nacht zum Donnerstag bewiesen, dass sie in dieser Kunst ganz gut bewandert sind. Man muss ja Mitleid mit ihnen haben. Seit zwei Jahren werden sie genervt mit Fragen wie: Soll Griechenland in der Eurozone bleiben? Werfen wir sie raus? Geben wir den Griechen noch eine letzte Chance? Oder ist jetzt Schluss?

Die deutsche Kanzlerin Merkel bekräftigte mütterlich: "Wir wollen, dass Griechenland in der Eurozone bleibt." Das klingt nett. Merkels Nachsatz: Voraussetzung sei, dass Athen alle seine Verpflichtungen erfüllen muss. Das klingt schon gefährlich nach Drohung.

Der Chef der Eurogruppe, der Luxemburger Jean-Claude Juncker, sprach Klartext: "Selbstverständlich ist es so, dass wir uns auf alle Szenarien einstellen müssen, weil wir sonst unserer Aufgabe nicht gerecht würden." Juncker sprach offen aus, was alle Experten der Griechenland-Krise ohnehin schon dauernd sagen: Die Kosten für den Ausstieg Griechenlands aus dem Euro sind schon längst durchgerechnet. Die Pläne für Athens Abschied vom Euro liegen gar nicht mehr in der Schublade, sondern schon auf dem Schreibtisch.

Die Botschaft der EU-Partner an die Griechen ist klar: Noch so eine Denkzettel-Wahl wie zuletzt – und es ist Schluss mit europäischer Solidarität. Jetzt liegt es an den Griechen, ob sie zur Eurozone gehören wollen, ob sie die Hilfe der europäischen Partner annehmen wollen. Sonst droht die Sanierung nach den ausschließlichen Regeln des Internationalen Währungsfonds (IWF) – und dieser Stahlbesen ist gnadenlos. Viele Dritte-Welt-Länder können ein Lied davon singen. In der Nacht zum Donnerstag wurde der Ball an den Parteien vorbei direkt an die griechischen Wähler gespielt.

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