Der Spion, der ins Wirtshaus kam

Der Spion, der ins Wirtshaus kam
WikiLeaks enthüllt: US-Diplomaten interessieren sich auch für die Niederungen der österreichischen Kommunalpolitik.

Wien ist eine Drehscheibe für Agenten und Diplomaten. Hier wird hinter verschlossenen Türen Weltpolitik gemacht. Aber fallweise mischen sich auch US- Agenten unters österreichische Volk, wie weiland der berühmte Kalif von Bagdad, um die Stimmung zu erkunden.

Wie man nun den neuen WikiLeaks-Dokumenten entnehmen kann, wurde in der US-Botschaft das Burgenland als Problemfeld erkannt. Dieses, so die Erkenntnis, sei "die kleinste und ärmste Provinz" Österreichs, die aber vom EU-Beitritt und der Grenzöffnung am meisten profitiert habe. Dennoch sei die grassierende EU-Skepsis unter den Burgenländern am meisten verbreitet. Um aufzuhellen, warum die Burgenländer anders sind, wurde am 10. Dezember 2009 ein Kundschafterteam in Marsch gesetzt.

Psychogramm

Zielpersonen waren Politiker verschiedener Parteien. Ins Pentagon wurde schließlich eine Depesche mit einem Psychogramm der Burgenländer geschickt, das von Landtagspräsident Gerhard Steier (SP) stammen soll: "Von den Hunnen, den Ottomanen bis zu den Sowjets haben fremde Armeen das Burgenland auf dem Weg nach Wien durchquert. Daraus haben die Menschen gelernt, ihr Eigentum wie einen Augapfel zu schützen. Das erkennt man noch heute daran, dass Hausbesitzer dazu neigen, ihre Gärten mit hohen Mauern einzugrenzen, während im restlichen Österreich die Gärten offen und für alle einsehbar sind."

Den Landtagspräsidenten Steier erheitert die WikiLeaks-Enthüllung. Er kann sich an ein Gespräch mit US-Agenten nicht erinnern. Gar nicht lachen kann hingegen Anton Santner, der frühere Salzburger VP-Landesgeschäftsführer. Zwei Agenten reisten im Februar 2009 nach Salzburg, um zu erkunden, warum die "charismatische" SP-Kandidatin Gabi Burgstaller so gute Karten bei der Landtagswahl hatte.

Santner soll es im Gespräch damit erklärte haben, dass mit dem "eher glanzlosen" VP-Kandidaten Wilfried Haslauer da halt nicht viel zu machen sei. Santner kann sich zwar an das Gespräch mit zwei Amerikanern erinnern, dementiert aber scharf: Als "glanzlos" habe er seinen Chef Haslauer sicher nicht bezeichnet.

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