Der erste Schritt zurück ins Arbeitsleben
Das graue Gebäude in der Favoritner Knöllgasse ist für viele Jugendliche die letzte Chance, dem zu entgehen, was nur eine Gasse weiter Realität ist. Tag für Tag warten 50 Meter entfernt auf dem Arbeiterstrich an der Triester Straße ungelernte Hilfsarbeiter auf Billigjobs. Ohne Versicherung und bei miserabler Bezahlung.
Dabei wären Darko S. damals alle Türen offen gestanden. Doch er hatte anderes im Kopf, die HTL geschmissen, ein Jahr vor der Matura. Jetzt steht er in der Holzwerkstatt des Spacelab und leimt mit seinem Freund Pierre Bilderrahmen zusammen. "Die bekommen dann die Kollegen von der Kreativwerkstatt", erklärt der 22-Jährige. "Damals mit der HTL aufzuhören, war ein Fehler", sagt er heute. Jetzt will Darko Tischler werden und die Abendmatura nachholen.
Neuanfang
"Viele unserer Jugendliche kommen aus einem schwierigen Elternhaus, haben falsche Freunde, Vorstrafen oder ein Drogenproblem", erzählt Spacelab-Koordinator und Sozialarbeiter Christoph Trauner. "Hier können sie noch einmal von vorne anfangen." Dafür gibt es drei verschiedene Stufen, je nach Potenzial der Jugendlichen. Nach einem tageweisen "Schnuppern" können die Anwärter zum "Training" wechseln. Wer dafür bereit ist, darf in die Stufe "Beschäftigung" aufsteigen. Dann arbeiten die Jugendlichen sechs Monate lang, 30 Stunden in der Woche und bekommen dafür 790 Euro netto im Monat.
Angeboten werden vier Gruppen: "Kreativarbeit", "Holzarbeiten", "Bauen und Sanieren" und "Büro und Medien". Die meisten der Jugendlichen sind zwischen 15 und 18 Jahre alt, doch auch Mittzwanziger werden betreut. Es sei auch ein Erfolg, wenn ein Jugendlicher mit Drogenproblemen eine Therapie macht, sagt Trauner. "Ansonsten ist das Hinführen zur Arbeitswelt das Ziel", sagt Trauner. Oft müsse bei den einfachsten Dingen begonnen werden. Etwa, was es bedeutet, in der Früh immer zu spät zu kommen.
Oktay Akgün ist in seinem Leben oft zu spät gekommen. Er ist ein aufgeweckter junger Mann in Jeans und schwarzem Kapuzen-Sweater. "Ich habe schon vieles durchgemacht", sagt der 18-jährige Oktay und zählt seine bisherigen Karriere-Stationen auf. Hauptschule, Poly, BFI Jugendwerkstatt, Fachschule für Maschinenbau und zuletzt Facharbeiter-Intensiv-Ausbildung zum Stahlbau-Mechaniker, wo er dann aus der Ausbildung flog. "Ich bin in der Pause öfters zu spät gekommen", sagt Oktay und lächelt verlegen. "Ich hab' nie gewusst, was ich machen soll, aber ich wollte bald arbeiten, um Geld zu haben." Dass Pünktlichkeit zum Arbeitsleben dazugehört, weiß auch Oktay. "Trotzdem höre ich in der Früh den Wecker oft nicht."
Sein Ziel ist der Wiedereinstieg in die Intensiv-Ausbildung, mithilfe der Trainer will er das auch schaffen. Denn eines hat Oktay hier schnell gelernt: "Es ist wichtig einen Abschluss zu haben. Sonst bleibst du immer nur der Hilfshackler."
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