Datensammelwut mit beschränktem Heil-Effekt

Martina Salomon
Alle Patientendaten speichern? Klingt gut, hat aber auch ein paar Haken.

Geheimnisvoller Name, einleuchtender Inhalt: Das ist Elga. Minister Stöger will alle Gesundheitsdaten der Patienten speichern. In der schönen neuen Welt ersparen wir uns Doppelbefunde, schädliche Wechselwirkungen von Medikamenten und unnötig lange Wartezeiten, weil das Gesundheitswesen damit ja effizienter wird.

In der nicht ganz so schönen neuen Welt werden jedoch vielleicht Befunde von Patienten nach außen sickern, denn Datenschutz existiert leider nur mehr auf dem Papier. Geht’s in Wahrheit vielleicht einfach nur um einen weiteren Großauftrag für eine einflussreiche Firma? Wahrscheinlich ist das nur eine böse Unterstellung. Aber ganz sicher problematisch ist, dass Patienten Elga verweigern können. Doch das ist wie mit der Gesamtschule: Sie funktioniert auch nur, wenn sichergestellt ist, dass alle drinnen sind.

Möglicherweise ließe sich sogar mit kleinerem Aufwand mehr Effekt erzielen. Schon jetzt sind zum Beispiel die Patientendaten im Wiener Krankenanstaltenverbund vernetzt. Es würde schon reichen, das vorhandene elektronische System zu erweitern.

Der Gesundheits-Autor Kurt Langbein hat kürzlich im Magazin Falter anschaulich vorgerechnet, dass die Österreicher trotz überdurchschnittlich hoher Ärzte- und Spitalsbettendichte nicht älter werden als die Bürger im EU-Schnitt und sogar weniger gesunde Lebensjahre haben als etwa die Schweden. So fehle zum Beispiel chronisch Kranken ein "Navigator", der sie durch die Therapieangebote lotst, sagt er.

Sicher wäre dabei auch eine bessere Datenvernetzung hilfreich. Aber die wahren Probleme des heimischen Gesundheitswesens löst das wohl nicht.

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