Das Land der Trinker hebt Alko-Preise an

Das Land der Trinker hebt Alko-Preise an
Irland will die Mindestpreise für Alkoholika drastisch anheben: Die Dose Supermarktbier kostet dann 1,10 €.

Noch in diesem Herbst soll ein Mindestpreis für Alkohol eingeführt werden. Eine 0,5-Liter-Bierdose soll im Supermarkt nicht mehr um weniger als 1,10 Euro erhältlich sein, eine Flasche Wein nicht unter 3,60 Euro.

Eine Eurobarometer-Umfrage hat es kürzlich wieder bestätigt: In keinem EU-Land trinken die Menschen so viel wie in Irland. Die Folgen sind verheerend. Die Gesamtkosten betragen laut Studien 3,7 Milliarden Euro im Jahr. Gesundheitsstaatssekretärin Roisin Shorthall rechnete vor, dass jede Nacht in Irland rund 2000 Spitalsbetten von Patienten mit alkoholbedingten Leiden belegt seien. "Das ist ein riesiges Problem. Ich glaube, die Menschen verstehen das, und ich hoffe, dass wir dem mit einem Mindestpreis für Alkohol begegnen können", erklärte sie. "Hier geht es nicht prinzipiell gegen Alkohol, sondern darum, sich den Problemen zu stellen, die Alkohol schafft."

Die meisten Gesundheitsexperten des Landes unterstützen den Vorstoß. Kampagnen zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung hätten nicht gewirkt, sagen sie. Die milliardenschweren Werbefeldzüge der Alkohol-Industrie seien da viel erfolgreicher gewesen; sie hätten die Iren zu noch größeren Trinkern "erzogen".

Die Regierung in Dublin will deshalb auch dem Alkohol-Marketing den Kampf ansagen: Werbung für Hochprozentiges soll künftig nur noch nach 21 Uhr im TV zu sehen sein; Sport- und Kulturevents sollen von der Alkohol-Industrie nicht mehr gesponsert werden dürfen.

Laut einer Umfrage vom Juli sind 58 Prozent der Iren für einen Mindestpreis für Alkohol. Neun von zehn Befragten meinten, dass in ihrem Land zu viel getrunken werde. Zumindest diese Einsicht haben diverse Kampagnen zur Bewusstseinsbildung bewirkt.

England und Schottland

In England und Schottland ist ebenfalls die Einführung eines Mindestpreises für Alkohol geplant. In Schottland gibt es dazu sogar schon einen Parlamentsbeschluss.

Nicht alle glauben, dass ein höherer Preis das Problem des Kampftrinkens auf den britischen Inseln lösen wird. Der Ire David Bond war 20 Jahre Wirt in mehreren Ländern Kontinentaleuropas: "In Deutschland oder Holland ist Alkohol jetzt schon viel billiger. Trotzdem wird nicht so viel getrunken. Das Problem ist nicht der Preis, sondern die Trink-Kultur in Irland", erklärte Bond. Skeptiker befürchten, dass der Mindestpreis zumindest kurzfristig das Gegenteil von dem erreichen wird, was sich die Regierung erhofft: Es könnte zu Alkohol-Hamsterkäufen kommen.

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