Darabos-Deal mit "Heute"-Stifter
Verteidigungsminister Norbert Darabos leitet 150.000 Euro aus dem Marketingbudget des Heeres in ein SPÖ-nahes Stiftungsgeflecht um. Er bringt damit nicht nur unbotmäßige Militär-Medien in Bedrängnis. Er treibt gleichzeitig auch den Koalitionspartner ÖVP zur Weißglut.
Es war eine Geheimaktion, die am Generalstab vorbeigeplant wurde: Am 1. April erscheint erstmals eine vierfarbige Hochglanzpostille mit dem Titel "Militär Aktuell – eine Werbeschrift für die Berufsarmee".
Nach Informationen, die dem KURIER vorliegen, soll das ein periodisches Magazin werden, das mit einer Auflage von bis zu 32.000 Stück vier Mal im Jahr erscheint.
Alarmglocken
Herausgeber des Blattes ist die „QMM Quality Multi Media GmbH“ in Wien. Das neue Darabos-Projekt lässt in der Branche die Alarmglocken läuten. Denn die Firma gehört dem Wirtschaftstreuhänder Günther Havranek. Der ist die zentrale Figur in der Eigentums- und Inseratenaffäre um die U-Bahnzeitung Heute und um ein SPÖ-nahes Stiftungsgeflecht – ein Untersuchungsgegenstand im Korruptionsausschuss des Parlaments.
Die QMM-Werbeagentur ist ein Teil des Stiftungs-Puzzles. Mit Gesellschafter Andreas Dressler gibt es da auch einen Link zur Kronenzeitung. Dressler ist gleichzeitig auch Geschäftsführer des Krone-Magazins Live.
Ministerium vernebelt
Stefan Hirsch, Sprecher von Minister Darabos, dementiert, dass es einen Vertrag mit der QMM gäbe. Man würde für das neue Militärmagazin nur „eine Schaltung in Betracht ziehen“. Das widerspricht Informationen des KURIER, wonach die Jahressumme im Ministerium bereits budgetiert ist. Gleichzeitig erspart sich Hirsch aber mit dieser Antwort die Frage nach der Ausschreibung. Denn Mediendienstleistungen mit mehr als 130.000 Euro müssen europaweit ausgeschrieben werden.
Es gibt zudem schon eine Art „Null-Nummer“, die im Impressum die QMM als „Medieninhaber und Herausgeber“ ausweist.
In der Nullnummer ist eine ganze Doppelseite Minister Darabos als Hauptdarsteller gewidmet. QMM wurde dabei nur mit den Druckkosten belastet. Denn Layout, Beiträge und Bilder fertigten die Heeresbediensteten der Abteilung für Kommunikation an.
Kollateralschäden
Auf der Strecke bleibt die Zeitschrift „Der Soldat“. Diesem Traditionsblatt wurden vom Ministerium fast 90.000 Euro an Einschaltungen entzogen. Ein schwerer Schlag für das Armeeblatt. Mitarbeiter des Soldat fürchten jetzt um ihre Jobs, Eigentümerin Christine Pawlikowsky-Hanusch will aber um den Fortbestand kämpfen.
Das Einsatzmagazin des oberösterreichischen Verlegers Helmut Moser, das ebenfalls in Kooperation mit dem Bundesheer gegründet wurde, bekommt keinen einzigen Cent mehr aus dem Heeresetat. Moser hält sich nun mit Inseraten der Wirtschaft über Wasser.
Für ÖVP-Wehrsprecher Oswald Klikovits ist das Darabos-Projekt nichts anderes als eine „weitere Verpolitisierung des Bundesheers“ sowie eine „weitere schwere Beschädigung funktionierender Strukturen“.
Zur Person: Der SP-Mann hinter "Heute"
Der Mann ist ein Vertrauter von Kanzler Werner Faymann. Er hat Havranek zuletzt auch mit der Sanierung der maroden SPÖ-Finanzen beauftragt. Außerdem ist Havranek Aufsichtsratschef in der SPÖ-eigenen Firma „Merkur“.
Firmen: Havranek hält 51 % an der „Fidelis Mediengesellschaft“. Geschäftsführerin der „Fidelis“ ist Eva Dichand. Die anderen 49 Prozent gehören der Privatstiftung „Periodika“, deren Vorstand Havranek angehört.
Gratisblatt Heute: Die Gratiszeitung „Heute“ gehört zu 74 Prozent „Fidelis“ und zu 26 Prozent der „Periodika“. Damit hält Havranek die Mehrheit. Die Wirtschaft hält sich mit Inseraten sehr zurück. Dafür kommen aber 15 Prozent der gesamten politischen Werbung Österreichs dieser U-Bahnzeitung zugute. Die Inserate kommen überwiegend von der Stadt Wien, aus SPÖ- Ministerien und nahestehenden Firmen. Das führte zur Vermutung, dass die tatsächlichen Eigentümer die Stadt Wien und SPÖ-Funktionäre seien, was diese aber heftig dementieren.
Kommentare