D: Immer mehr Rentner arbeiten weiter

Nicht nur Fachärzte und Handwerksmeister über 65 Jahre betreuen oft noch Patienten und Kunden. Auch Unselbstständige sind immer öfter über ihr Rentenalter hinaus tätig: 761.000 hatten im Vorjahr einen Teilzeitjob, das sind um 60 Prozent mehr als vor zehn Jahren, Tendenz steigend. Bemerkenswert: 120.000 davon sind älter als 75. Das geht aus einer Antwort der Regierung auf eine parlamentarische Anfrage der "Linken" hervor, so die Süddeutsche Zeitung.

Linke und Sozialverbände sehen in den mehr arbei­tenden Rentnern den Beweis für zunehmende Altersarmut. Der Sozialverband VdK beklagte, dass "viele Rentner ihr Einkommen mit Zeitungsaustragen oder Arbeiten im Supermarkt aufbessern" müssten. Tatsächlich sank die Kaufkraft der Durchschnittsrente für Nichtbeamte seit dem Jahr 2000 um fünf Prozent. Das Arbeitsministerium zeigte allerdings schon in seinem Bericht an die Linke, dass "die Nebeneinkommen der Rentner aus Ersparnissen, Vermietung und Betriebsrenten kontinuierlich an Bedeutung gewinnen".

Motive

Auch Wirtschaftsforscher sehen nicht die Not als Hauptmotiv für die Zunahme der fleißigen Rentner. Holger Schäfer, Arbeitsmarktexperte am "Institut der Deutschen Wirtschaft", verweist auf deren überdurchschnittlich hohe Qualifikation – und damit auch stattliche Rente: "Das deutet nicht auf Geld als Hauptmotiv."

Klaus Zimmermann, Chef des gewerkschaftsnahen "Instituts zur Zukunft der Arbeit" in Bonn, sieht eine "Reihe von Ursachen", vor allem die Demografie. Viele Konzerne holten ihre Rentner zurück: "Früher hatten wir den Mangel an Arbeitsplätzen, bald werden wir einen an Arbeitskräften haben."

Nicht zuletzt dürfte die rechtliche Erleichterung von "Mini-Jobs" bis 400 Euro durch Reformen der einstigen rot-grünen Regierung Mitnahme-Effekte erzeugt haben: Die Beschäftigung von "Mini-Jobbern" mindert die Steuerlast Selbstständiger relativ leicht. Wie viele davon selbst mit über 65 arbeiten und warum, darüber gibt es kaum Zahlen: Prozentuell sind es jedenfalls mehr als bei Unselbstständigen.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel beschäftigte sich mit den Gründen: Wenn ein 65-Jähriger arbeiten wolle, solle er die Möglichkeit haben, so Merkel. Doch sei es schlimm, wenn Ältere sonst nicht auskämen.

Mehr zum Thema