Bundespräsident Wulffs alte Nähe zu Hannovers Geldadel
Es ist keine schöne Geschichte, mit der sich das deutsche Staatsoberhaupt nach jahrelangen Bild -Recherchen nun herumschlagen muss: Christian Wulff hatte sein von einem befreundeten Ehepaar 2008 geliehenes 500.000-Euro-Darlehen als Ministerpräsident von Niedersachsen dem dortigen Landtag verschwiegen, als der ihn zu einschlägigen „Geschäftsbeziehungen“ befragte. Juristisch gerade noch korrekt, weil die Frage nur auf den Geschäftsmann Egon Geerkes, 67, und nicht auf dessen Frau Edith, 49, ausgerichtet war.
Sachlich und politisch aber problematisch, weil tatsächlich die halbe Million von deren regulärem Schweizer Konto auf das von Wulff floss. Er kaufte damit das Haus für seine zweite Familie nach der Scheidung.
Persönliche Gefälligkeit
Ob mit der ersten oder der zweiten Frau – Wulff blieb mit dem Ehepaar Geerkes stets gut befreundet. Der Selfmade-Mann habe schon mit Wulffs Vater in Hannover Skat gespielt, erzählte er den Medien nun, er sei auch Trauzeuge seiner ersten Ehe. Deshalb sei es auch nur persönliche Gefälligkeit gewesen, dass zur gleichen Zeit der Ministerpräsident von Niedersachsen kostenlos zwei Wochen in seiner Florida-Villa urlaubte. Dass er, Geerkens, drei Mal Wulff auf Auslandsdienstreisen begleiten durfte, tut er damit ab, dass er die Kosten dafür selbst getragen habe.
Menschlich ist Wulffs Nähe zu den Geerkens also erklärbar. Vor dem Landtag habe er eine genaue Auskunft über sein Darlehen dann doch lieber „haarspalterisch“ umgangen, so der damalige Anfragesteller der Grünen in Hannover.
Sorglos
Doch Wulffs Hang zum besseren Leben ging über das Verwöhnen durch die Geerkens hinaus: Die ungute Landtagsgeschichte war von seinem Flug zum Florida-Urlaub ausgelöst worden, wo sich die ganze Familie widerspruchs- und kostenlos von Air Berlin in die Businessclass upgraden hatte lassen. Nachdem es aufflog, zahlte Wulff, wie auch das Darlehen von Geerkes, rasch zurück, entschuldigte sich im Landtag und gelobte Besserung.
Die Geerkens sind nicht Wulffs einzige Freunde mit viel Geld: Auch der von den Medien kritisch betrachtete Finanzier Carsten Maschmeyer ist das. Auch in dessen Mallorca-Villa hat der niedersächsische Regierungschef geurlaubt – gegen nachträgliche Bezahlung. Später hielt er die Festrede bei der Verleihung des Ehrendoktors an Maschmeyer, den Gründer eines wegen seiner Drückerkolonnen berüchtigten Zeitungs- und Versicherungsvertriebs. Auch er kommt aus Hannover.
Wulffs Autorität war aus dieser Nähe zum Geld schon dort erschüttert, im höchsten Amt des Staates ist sie es nun noch mehr.
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