Briefbombe an Deutschbanker: Bekennerbrief

"Wir müssen unseren Bürgern klar sagen, dass alle europäischen Staaten ohne die Europäische Union in einigen Jahren politisch wie wirtschaftlich nur noch Randfiguren in der Weltpolitik wären." (Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann im September zur Staatsschuldenkrise und Integration in Europa)
Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, hat eine Briefbombe erhalten. Italienische Anarchisten bekannten sich.

Das an Josef Ackermann, den Chef der Deutschen Bank adressierte DIN-A-5-Kuvert wurde am Mittwoch routinemäßig in der Bankzentrale in Frankfurt durchleuchtet und fiel auf. In dem Umschlag befand sich laut Polizei eine "explosive Substanz". Bei der "funktionsfähigen Briefbombe" handelt es sich vermutlich um einen Eigenbau aus Feuerwerkskörpern, der beim Öffnen zu schweren Verbrennungen an Hand, Gesicht und Oberkörper geführt hätte. "Aus ermittlungstaktischen Gründen" wollte das Landeskriminalamt Hessen am Donnerstag zunächst nichts Genaueres preisgeben.

Zwei weitere Sprengsätze?

Am Donnerstagabend wurde dann bekannt, dass eine italienische Anarchistengruppe sich zu dem versuchten Briefbomben-Anschlag auf Ackermann bekannt hat. Die Ermittlungsbehörden warnten vor zwei weiteren Sprengsätzen, die möglicherweise schon verschickt worden seien. Der Verfasser eines nun gefundenen Bekennerschreibens spreche von insgesamt "drei Explosionen gegen Banken, Bankiers, Zecken und Blutsauger". In dem in italienischer Sprache handschriftlich verfassten Schreiben bekenne sich die linksanarchistische Organisation "FAI" zu dem vereitelten Anschlag auf Ackermann, wie das Hessische Landeskriminalamt (LKA) und die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Abend mitteilten.

Die Linksextremisten der "FAI" hätten nach Angaben der Strafverfolger in der Vergangenheit mehrfach die Verantwortung für Anschläge gegen staatliche Organisationen in Europa mit Schwerpunkt in Italien übernommen. 2003 gab es demnach einen versuchten Briefbomben-Anschlag auf die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt. Tatverdächtige konnten nicht ermittelt werden. Die Erkenntnisse der Ermittler würden nun in die aktuellen Untersuchungen einbezogen.

Ackermann gibt Vorsitz ab

Der 63-jährige Schweizer Josef Ackermann polarisiert ganz gewaltig. Im Mai gibt er den Vorstandsvorsitz bei der Deutschen Bank ab. Seine Nachfolger werden der indische Investmentbanker Anshu Jain, 48, der aus London nach Frankfurt übersiedelt und der deutsche Jürgen Fitschen. Sie sollen als Doppelspitze fungieren. Der machtbewusste Ackermann, ein hervorragender Klavierspieler und Opernliebhaber, wollte sich eigentlich in den Aufsichtsrat zurückziehen.

Doch daraus wird nichts, diese Position übernimmt der aus Linz stammende Paul Achleitner. Der 55-Jährige hat eine Mega-Karriere bei Goldman Sachs hinter sich und ist derzeit Vorstand der Allianz-Versicherung. Er gilt als hervorragender Finanzfachmann.

Zur Person: Josef Ackermann

Vorsitzender des Vorstands Der 63-jährige Schweizer tritt im nächsten Jahr zurück. Er gilt als mächtigster Banker Deutschlands. Kritiker werfen ihm Arroganz und Profitgier ohne soziales Bewusstsein vor. Bewunderer sagen, er habe sich „vom meistgehassten Manager Deutschlands zum Vordenker und Hoffnungsträger“ entwickelt. Er ist mit einer Finnin verheiratet und hat eine erwachsene Tochter.

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