Bombendroher im Liebestaumel

Bombendroher im Liebestaumel
Ein Wiener ließ den Zug mit seiner Angebeteten stoppen, damit sie nicht von ihm weg kann. Der kriminelle Plan ging schief.

Am Ende hat Magdalena doch noch ihren Anschlusszug erreicht, und fort war sie. Von Martin will sie nichts mehr wissen.

Dabei: Was hat der Wiener nicht alles für seine Internet-Liebe getan? Als die gebürtige Polin bei einer Reise nach Peru mit 2,2 Kilo Kokain im Gepäck (das ihr jemand untergeschoben haben soll) verhaftet wurde, flog ihr Martin F. nach. Er gab sich als Drogenboss aus, der alles organisiert habe (was ihm keiner glaubte), zahlte angeblich 17.000 Euro und holte Magdalena nach zwei Jahren aus dem Gefängnis. Nicht einmal ihre eigene Familie habe sie so unterstützt, soll sie zu Martin gesagt haben, und dass sie ihm sehr zugetan sei. „Sie hat zu meiner Mutter sogar schon Mama gesagt“, erzählt er.

Zurück in Österreich kühlte die Liebe rasch ab. Zumindest ihre. Er bombardierte Magdalena, die in Vorarlberg wohnte, von Wien aus mit Hunderten SMS, die sie eher bedrohlich empfand. Und dann, am 11. August 2011, wollte sie von Bregenz aus über Wien in ihre Heimat Polen zurückkehren.

Um 6 Uhr Früh rief Martin F. beim Callcenter der ÖBB an: Im Zug von Bregenz nach Wien sei im vierten Waggon eine Bombe deponiert!

Der Zug wurde in Feldkirch angehalten, der Bahnhof evakuiert, 40 Fahrgäste mussten in Busse umsteigen, die Garnitur wurde vom Entminungsdienst auseinandergenommen. Als man keine Bombe fand, wurden zwei weitere Züge angehalten.

Verspätung

„Ich wollte, dass sie wegen der Verspätung den Anschlusszug versäumt, damit ich Zeit mit ihr verbringen kann“: So lautet die Verantwortung des 31-Jährigen, der im Wiener Landesgericht wegen schweren Nötigung angeklagt ist. 411 Minuten Verspätung im weiteren Fahrplan hatten die ÖBB, alles zusammen fordern sie vom Angeklagten 5627 Euro für den Aufwand.

Die Angebetete kam trotzdem pünktlich in Wien an. Und sein Plan, für sie den „Retter in der Not“ zu spielen, ging nicht auf.

Übrigens ist Martin F. schon 2010 aufgefallen. Da schoss er auf der Donauuferautobahn mit einer Paintball-Pistole auf 50 Autofahrer. Das trug ihm ein Jahr bedingt ein, jetzt geht es um eine unbedingte Haftstrafe. Zuvor aber wird der „liebestolle Bombendroher“ (Richter Peter Liebetreu) psychiatriert: vertagt.

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