Bildungsdesaster

Martina Salomon
Juhu, wir produzieren mehr Akademiker! Aber haben wir genug gute Lehrlinge?

Beim Thema Bildung werden gern die falschen Fragen gestellt. Eine davon ist: Haben wir genügend Akademiker? Im Grunde schon, auch wenn die nackten Zahlen noch immer eine Quote unter dem EU-Schnitt zeigen. Aber anderswo wäre ein Abschluss wie eine HTL-Matura natürlich ein Bakkalaureat. Früher galten nicht einmal Pädak-Absolventen als Akademiker. Man verwandelte die Ausbildungsstätten in Pädagogische Hochschulen und – Simsalabim – schon ist die heimische Akademikerquote gestiegen! Weil aber mittlerweile aus dem massenhaften Ansturm auf die Matura ein massenhafter Uni-Ansturm geworden ist, sollten wir uns lieber andere Fragen stellen. Etwa: Haben wir nicht zu viele Studenten in den falschen Fächern?

Und: Haben wir über all der Höherbildungs-Euphorie nicht handwerkliche Berufe total vernachlässigt? Wenn ein attraktiver Wiener Arbeitgeber in der Automobilbranche nur mit größter Mühe 30 Lehrstellen aus Hunderten Anwärtern besetzen kann, weil selbst minimale Fähigkeiten fehlen, läuft etwas gewaltig falsch. Es braucht keinen PISA-Test (wie er am Mittwoch startete), um zu erkennen, dass viele Pflichtschulen ihre Bildungsziele schon lange nicht mehr erreichen. Das ist das Problem – und nicht die Akademikerquote.

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