Berliner Partymeister kaperte Wulff

Berliner Partymeister kaperte Wulff
Nicht nur als Landeschef, auch als Staatsoberhaupt ließ Wulff Deutschlands härtesten Lobbyisten ganz nah an sich heran.

C hristian Wulff war gerade eine Stunde Bundespräsident, da stieg er im Kreise von 70 Freunden, Sympathisanten und seiner Frau Bettina auf einen Stuhl und hielt eine launige Rede: Es war der Abend des 30. Juni 2010 in einer Luxuswohnung mit dem begehrten Blick auf das Brandenburger Tor – und ein Abend des erfolgreichen „Eventmanagers“ und Lobbyisten Manfred Schmidt.

Er richtete die Party für Wulff aus. Dass dessen Wahl zum Präsidenten drei Wahlgänge und damit neun Stunden gebraucht hatte, tat der guten Stimmung keinen Abbruch – wie Fotos im Stern dokumentieren.

Was in ganz Europa als übliche Wahlparty durchgehen würde, löst im plötzlich hypersensiblen Berlin eine Reihe neuer Fragen um Wulff und seine vermögenden Freunde aus. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt wegen Bestechung gegen Schmidt und wegen Bestechlichkeit gegen Wulffs langjährigen Vertrauten Olaf Glaesecker: Anlass ist ein Schmidt-„Event“ in der Heimat des damaligen niedersächsischen Regierungschefs Wulff, an dessen Vorbereitung dessen Büro beteiligt gewesen sein und Glaesecker dafür Urlaube in Schmidts Villen genossen haben soll.

Gefällig

Berliner Partymeister kaperte Wulff

Die neuen Fragen sind daher: Was wusste Wulff von der Party? Wie hat er darauf, vor allem über die Gästeliste, Einfluss genommen? Schmidt soll sonst seine Residenz um 7500 Euro pro Abend anbieten. Und wer bezahlte das Buffet, an dem sich unter anderen der CDU-Europa-Politiker und Lobbyist des Bertelsmann-Konzerns Elmar Brok und der damalige Gesundheitsminister Philipp Rösler, inzwischen FDP-Chef, labten? Die Antworten des Anwalts von Wulff scheinen klar: Die Veranstaltung sei nicht auf ihn zurückgegangen, sein Büro habe zwar Namen zur Gästeliste beigetragen, die Entscheidungdarüber habe aber der Einlader, also Schmidt, getroffen.

Dass der von manchen Gästen danach ein Honorar von 3000 Euro verlangte, bringt Bild zur Frage, ob sich Wulff quasi „vermieten“ ließ. Ein Geschäftsmodell das Super-Lobbyist Schmidt in immer gleicher Weise eingesetzt hat. Er staffiert Partys mit diversen Promis aus und kassiert dafür von Firmen, die wiederum ihre Vertreter auf diese Partys schicken können, um an tolle Fotos und Kontakte zu kommen. Schmidts gute Nase für politische und wirtschaftliche Aufsteiger verschaffte ihm so ein Netzwerk guter Beziehungen und nebenbei ein Millioneneinkommen.

Dabei bediente er auch andere Parteien. Der Stern , der als erster die Party-Story brachte, berichtet von drei Geburtstagspartys für die einstige SPD-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, die schon wegen ihrer Mitnahme des Dienstwagens in den Südspanien-Urlaub für Schlagzeilen sorgte. Auch Berlins SPD-Bürgermeister Klaus Wowereit ließ sich von Schmidt eine Wahlparty ausrichten, er soll auch in die Gästeliste eingegriffen und seine SPD-Kollegin Kraft aus Nordrhein-Westfalen elegant ausgeladen haben.

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