Zwei israelische Siedler im Westjordanland erschossen

Zwei israelische Siedler im Westjordanland erschossen
Wütende Siedler setzen Häuser, Geschäfte und Autos von Palästinensern in Brand. Regierung billigt Todesstrafe für Attentäter.

Im Westjordanland sind am Sonntag zwei israelische Siedler erschossen worden. Die beiden jungen Männer erlagen nach den Schüssen auf ihr Auto an einem Kontrollpunkt bei Nablus später im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.

Israels Regierung sprach von einem „terroristischen palästinensischen Angriff“ und beschloss in einer Sitzung ein Gesetz zur Einführung der Todesstrafe für Attentäter. Nach dem Anschlag kam es zu wütenden Ausschreitungen von Siedlern.

Seit Monaten kommt es im von Israel besetzten Westjordanland immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Armee. Die tödlichen Schüsse am Sonntag trafen ein Auto an einem Kontrollpunkt in Huwara südlich der Stadt Nablus. Ein Sanitäter des israelischen Rettungsdienstes Magen David Adom sagte, er habe zwei Verletzte behandelt, die bewusstlos in der Nähe des Autos gelegen hätten. Ein Sprecher des Rettungsdienstes sagte, die Verletzten seien nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus für tot erklärt worden.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir erklärten, die beiden Zivilisten seien bei einem „terroristischen palästinensischen Angriff“ getötet worden.

Nach Angaben der Regionalverwaltung Shomron, welche die israelischen Siedlungen in dem Gebiet verwaltet, handelte es sich bei den Getöteten um zwei 20 und 22 Jahre alte Brüder aus der nahe gelegenen Siedlung Har Bracha. Nach Angaben der israelischen Armee waren nach den tödlichen Schüssen in Huwara Soldaten im Einsatz, um „die Terroristen zu verfolgen und das Gebiet abzusperren“. Israelische Sicherheitskräfte durchsuchten Fahrzeuge an der Straße.

Mehr als 30 Häuser in Brand gesetzt

Nach dem Anschlag kam es zu schweren Ausschreitungen von Siedlern. Das israelische Fernsehen berichtete, sie hätten mehr als 30 Häuser von Palästinensern sowie Geschäfte und Autos in Brand gesetzt. Mehrere palästinensische Familien seien von Sicherheitskräften aus ihren brennenden Häusern gerettet worden. Die Armee verstärke vor Ort ihre Präsenz, um weitere Gewalttaten zu verhindern.

Das israelische Kabinett billigte am Sonntag einen Gesetzesentwurf, der die Todesstrafe für Terroristen vorsieht. Der umstrittene Vorstoß muss noch mehrere Lesungen im Parlament passieren, bevor er in Kraft tritt. Mit einer ersten Abstimmung wird bereits am Mittwoch gerechnet.

Blutigster israelischer Armeeeinsatz seit 2005

Am Mittwoch waren bei einem Einsatz der israelischen Armee in Nablus nach palästinensischen Angaben elf Menschen getötet worden, darunter ein 16-jähriger Bub. 80 Menschen wurden verletzt. Es war der blutigste israelische Armeeeinsatz im Westjordanland seit 2005. Am Donnerstag wurden aus dem Gazastreifen dann mehrere Raketen auf Israel abgefeuert. Die israelische Armee flog daraufhin Luftangriffe auf Ziele in dem Palästinensergebiet.

Nach der Gewalteskalation kamen ranghohe Vertreter Israels und der Palästinenser zum ersten Mal seit Jahren zu einem Treffen in Jordanien zusammen. Bei den „intensiven und offenen Gesprächen“ in der Hafenstadt Akaba am Roten Meer vereinbarten beide Seiten laut einer gemeinsamen Erklärung, auf eine „Deeskalation“ der Lage hinzuwirken und „neue Gewalt zu verhindern“.

Zwei israelische Siedler im Westjordanland erschossen

Nach Angaben aus informierten Kreisen sollten der Leiter des palästinensischen Geheimdienstes, Majed Faraj, der Leiter des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Beth, Ronen Bar, der Nahost-Berater von US-Präsident Joe Biden, Brett McGurk, sowie Vertreter Jordaniens und Ägyptens an dem Treffen in Akaba teilnehmen. 

Die militante Palästinensergruppe Islamischer Jihad erklärte nach den tödlichen Schüssen in Huwara, der „heldenhafte“ Angriff sende die „starke Botschaft“ an das Treffen in Akaba, dass der palästinensische Widerstand aktiv sei. Der Islamische Jihad, die im Gazastreifen herrschende Hamas und andere militante Gruppen hatten die Gespräche in Jordanien abgelehnt. Die israelische Ministerin Orit Strock, die selbst Siedlerin ist, forderte die israelische Delegation nach dem Angriff in Huwara dazu auf, die Gespräche in Jordanien sofort abzubrechen.

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