Zunehmend Kritik in deutscher Regierung an EZB-Programm

Zunehmend Kritik in deutscher Regierung an EZB-Programm
Angesichts der anhaltenden Ankäufe der Notenbank an den Märkten für Staatspapiere "wird das Angebot von Bundesanleihen immer knapper".

Das deutsche Finanzministerium bewertet das Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) einem Spiegel-Bericht zufolge zunehmend kritisch.

Angesichts der anhaltenden Ankäufe der Notenbank an den Märkten für Staatspapiere "wird das Angebot von Bundesanleihen immer knapper", zitierte das Magazin am Freitag vorab aus seiner neuen Ausgabe unter Berufung auf eine interne Vorlage des Ministeriums. In der Folge gerieten die Renditen der Bonds zusätzlich unter Druck.

Banken sollen mehr Kredite vergeben

Mit der Geldflut will die EZB das Wachstum ankurbeln und die aus ihrer Sicht zu niedrige Teuerungsrate nach oben treiben. Die Wertpapierkäufe sollen dafür sorgen, dass die Renditen der Anleihen sinken, so dass es sich für Banken weniger lohnt, in diese Titel zu investieren. Stattdessen sollen sie mehr Kredite vergeben.

Der Spiegel berichtete, mit Sorge betrachteten die Beamten von Finanzminister Wolfgang Schäuble die Auswirkungen der Ankäufe auf die Anleihen anderer Länder. So seien die Renditen italienischer Papiere unter die Marge von US-Papieren gefallen, "sehr wahrscheinlich infolge der Aufnahme des EZB-Kaufprogramms". Dahinter steht die Befürchtung, dass die EZB das Zinsgefüge verzerrt. Staaten mit hoher Verschuldung wie Italien zahlen für gewöhnlich höhere Zinsen als zum Beispiel Deutschland.

Die EZB hat trotz der Hauptferienzeit zuletzt bei ihren Anleihenkäufen einen Gang zugelegt. Die Währungshüter nahmen in der Woche bis zum 19. August Staatspapiere der Euro-Länder im Volumen von 11,86 Mrd. Euro in ihre Bücher. In der Woche zuvor waren es 11,36 Mrd. Euro. Insgesamt erwarb die EZB damit seit dem Start des Programms Staatstitel im Volumen von 980,5 Mrd. Euro. Die Notenbank will ihr Programm noch bis mindestens Ende März 2017 laufen lassen.

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