Zuhälterei: Urteil für drei Berlusconi-Freunde
Drei Vertrauensleute des früheren italienischen Premier Silvio Berlusconi sind am Freitag im sogenannten zweiten Ruby-Prozess erstinstanzlich wegen Zuhälterei zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Sie sollen für Berlusconis berüchtigte Sexpartys junge Frauen als Prostituierte angeworben haben.
Die Staatsanwaltschaft in Mailand hatte für alle drei Angeklagten jeweils sieben Jahre Haft gefordert. Die drei hätten "Orgien" in Berlusconis Villa in der Nähe von Mailand organisiert, sagte die Staatsanwaltschaft. Die Frauen seien mit Geld gelockt worden und hätten auf wirtschaftliche und berufliche Vorteile gehofft, so die Staatsanwaltschaft. Zu den Angeworbenen zählte demnach auch die marokkanische Nachtklubtänzerin Karima el-Mahrough alias Ruby Rubacuori ("Herzensbrecherin"), die laut den Mailänder Richtern Geld für Sex mit Berlusconi erhalten haben soll. Sie sei 2009 von Fede bei einem Schönheitswettbewerb auf Sizilien angeheuert worden.
Amtsmissbrauch
Der Prozess gegen Fede, Mora und Minetti war in den vergangenen Monaten parallel zum Verfahren gegen Berlusconi wegen Amtsmissbrauch und Sex mit Ruby gelaufen. Dabei war Berlusconi am 24. Juni erstinstanzlich zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Der Ex-Premier soll mit Ruby Sex gehabt haben, als diese erst 17 Jahre alt war. Zudem soll er 2010 sein Amt als Regierungschef missbraucht zu haben, um bei der Polizei die Freilassung der wegen Diebstahls festgenommenen Ruby zu erwirken.
Berufung
Zeuginnen der Mailänder Staatsanwaltschaft, die vor Gericht ausführlich über ausschweifende Partys bei Berlusconi berichtet hatten, begrüßten das Urteil. „Wir haben gegen ein Heer gekämpft und wir haben gewonnen, denn man kann nicht die Wahrheit ändern“, erklärte das marokkanische Model Imane Fadil. Die Marokkanerin hatte den Angeklagten vorgeworfen, ihre finanzielle Notlage ausgenutzt zu haben, um sie zu bewegen, Sex mit Berlusconi zu haben. Fede erklärte, er werde Fadil und weitere zwei Zeuginnen der Staatsanwaltschaft wegen Verleumdung anzeigen. Er kündigte Berufung gegen die Verurteilung zu sieben Jahren Haft an. Gegen das Urteil berufen will auch Minetti, die über die ihrer Ansicht nach „übertriebenen Strafe“ klagte.
Berlusconis Partei reagierte empört auf die Haftstrafen im Prozess. Der Parlamentarier, Luca D'Alessandro, sprach von einem “kriminellen Komplott” gegen Berlusconi. Berlusconis Mitte-rechts-Partei „Volk der Freiheit“ (PdL) erwartet derzeit angespannt das für den 30. Juli geplante letztinstanzliche Urteil des Kassationsgerichts in Rom, bei dem Berlusconi wegen Steuerbetrugs vier Jahre Haft drohen sowie das Verbot, öffentliche Ämter zu bekleiden. Eigentlich war erst im November mit einem Urteil im sogenannten Mediaset-Prozess gerechnet worden. Doch um zu verhindern, dass bis dahin einige Delikte verjähren, setzte das Kassationsgericht in Rom jüngst den Termin auf den 30. Juli fest. Berlusconi-Unterstützer sprachen deswegen von einer "Verschwörung" und von "Willkürjustiz".
Gefahr für Koalition
In Hinblick auf die Prozesse gegen Berlusconi warnte Italiens Präsident Giorgio Napolitano am Donnerstag vor einem Scheitern der Regierungskoalition, die das seit zweieinhalb Monaten amtierende Kabinett um Regierungschef Enrico Letta unterstützt. Das Urteil des Kassationsgericht dürfe die Stabilität des Landes nicht gefährden, erklärte Napolitano. Berlusconis PdL ist die zweitstärkste Partei in der Koalition um Ministerpräsidenten Letta. Hochrangige Parteimitglieder hatten vergangene Woche mit dem Rückzug aus der Regierungskoalition gedroht, sollte Berlusconi verurteilt werden.
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