Zittern vor "Irma": "Er ist größer als unser Bundesstaat"
Es ist ein Katastrophenmonat, den die Karibik derzeit erlebt. Während der Wirbelsturm Irma am Samstag an der kubanischen Nordküste entlangschrammte, um nach einer leichten Abschwächung erneut an Kraft zuzunehmen und dann nach und nach auf die Südspitze des US-Bundesstaates Florida zuzusteuern, nahm der Wirbelsturm José nordöstlich Puerto Ricos wieder an Kraft zu – und steuerte zunächst genau in Richtung jener Gebiete, wo Irma kaum etwas intakt hinterlassen hatte.
Mindestens 24 Menschen starben bisher durch die Wucht Irmas. Ein Sturm-Gebiet von der Größe Frankreichs. Ein Sturm, der Inseln verwüstet hat, von denen lokale Behörden melden, dass 90 Prozent ihrer Infrastruktur zerstört seien. Gebiete, über die bis zu neun Meter hohe Wellen hinweggeschwappt waren. So wurden 2000 Menschen von der Insel Barbuda evakuiert. Die Insel sei bereits jetzt unbewohnbar, hieß es. Jetzt wird sie durch den Sturm José bedroht – wie auch andere Gebiete.
"Noch nie gesehen"
Es war ein kurzes und eindringliches Statement, das US-Präsident Donald Trump zuletzt auf Twitter postete. Eines, in dem er diesmal ganz und gar auf die Formel verzichtete, die USA wieder groß machen zu wollen. Es ist eine Warnung an die Bewohner Floridas, mit den Behörden zu kooperieren. Will heißen: Das Gebiet zu verlassen. Sage und schreibe 5,6 Millionen Menschen wurden in Florida zur Evakuierung ins Hinterland aufgerufen. Alleine in der Großstadt Miami wurden 650.000 Menschen zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert. Eine Million Menschen hatten die kubanischen Behörden evakuiert, bevor der Sturm die Insel am Samstag traf.
Vor allem aber in Florida verliefen die Evakuierungen mit Problemen. Treibstoff ist Mangelware in der Region. Auch an Notunterkünften fehlt es. Mehr als 50.000 Menschen haben bereits Zuflucht in Notunterkünften gesucht. Nationalgarde und Armee mobilisierten Tausende Soldaten, um nach dem Abflauen Irmas bereit zu sein. Alleine in Florida wurden 14.000 Nationalgardisten mobilisiert. Die US-Marine versetzte Schiffe – darunter einen Flugzeugträger – in Bereitschaft für Rettungsmaßnahmen. Die Luftwaffe evakuierte Fliegerstaffeln ins Hinterland.
"So etwas haben wir noch nie gesehen, er ist größer als unser Bundesstaat", sagte Floridas Gouverneur Rick Scott am Samstag über den Hurrikan Irma. Er rief Freiwillige auf, sich dringend bei den Behörden zu melden. Es fehle an Krankenpflegepersonal in Notunterkünften und Schutzräumen. Und auch Scott appellierte eindringlich an alle, den Aufforderungen zur Evakuierung Folge zu leisten: "Wenn Sie in einer Evakuierungszone sind, werden Sie die Flutwellen nicht überleben."
Nirgendwo auf den Florida Keys wird es sicher sein, hatte Scott bereits zuvor gewarnt. Die Florida Keys sind eine der Südspitze des Bundestaates vorgelagerte Kette an Inseln, die über Autobahnbrücken mit dem Festland verbunden sind. Am Samstag wurde vorhergesagt, dass der Sturm am Sonntag genau dort auf Land treffen würde – mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometern pro Stunde. Die Keys haben 70.000 Einwohner.
Milliardenschaden
Befürchtet werden in den USA zum einen schwere Schäden durch die extremen Windgeschwindigkeiten, denen die US-amerikanische Bauweise kaum etwas entgegenzusetzen hat; zum anderen aber auch schwere Überflutungen durch an Land gepresste Wassermassen.
Laut Berechnungen des Karlsruher Institutes für Technologie hat Irma in der Karibik bereits einen Schaden in der Höhe von zehn Milliarden Dollar angerichtet. Der Sturm ist also nicht nur gemessen an Größe und Windstärken schon jetzt der schwerste jemals dokumentierte in der Region, sondern auch gemessen an der Schadenssumme.
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