Zentralrat der Juden: Besser nicht mit Kippa auf die Straße

Viele Juden in Europa wollen nicht mehr auf der Straße erkennbar sein
Nach zuletzt mehreren Vorfällen in Deutschland: Zentralrat der Muslime sieht Antisemitismus als "Sünde".

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, rät Juden davon ab, sich in Großstädten öffentlich mit einer Kippa zu ihrer Religion zu bekennen. "Trotzig bekennen wäre im Prinzip der richtige Weg", sagte Schuster dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB).

"Trotzdem würde ich Einzelpersonen tatsächlich davon abraten müssen, sich offen mit einer Kippa im großstädtischen Milieu in Deutschland zu zeigen." Er habe jedoch das Gefühl, dass "man im Großteil der Gesellschaft verstanden hat, dass wir auch an einem gewissen Wendepunkt angekommen sind".

 Vor der Solidaritätskundgebung "Berlin trägt Kippa" an diesem Mittwoch sagte Schuster, wenn es nicht gelinge, offenem Antisemitismus entgegenzutreten, sei die Demokratie in Gefahr. "Denn es geht nicht nur um Antisemitismus, damit einher geht auch Rassismus, damit einher geht auch Fremdenfeindlichkeit. Hier bedarf es eines klaren Stoppschildes", sagte der Zentralratspräsident.

Zentralrat der Muslime: Antisemitismus ist "Sünde"

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat sich entschieden gegen Antisemitismus gewandt. "Antisemitismus, Rassismus und Hass sind große Sünden im Islam, deshalb werden wir das auch niemals dulden", sagte Zentralratspräsident Aiman Mazyek der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post".

Die Äußerungen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel im israelischen Fernsehen über neue Formen des Antisemitismus in Deutschland seien "gewohnt differenziert" gewesen, weil sie auch betont habe, dass Judenfeindlichkeit nicht erst durch Flüchtlinge wieder nach Deutschland gekommen sei. Die Kriminalitätsstatistik beweise das.

"Dennoch nehmen wir das sehr ernst, dass bei einigen Flüchtlingen eine Judenfeindlichkeit vorhanden ist", sagte Mazyek. Der Zentralrat organisiere Begegnungen von Juden und Flüchtlingen sowie Aufklärungsprogramme. Dazu zählten regelmäßige gemeinsame Besuche in KZ-Gedenkstätten.

Mehrere antisemitische Vorfälle

Antisemitische Vorfälle in Deutschland machen seit Wochen verstärkt Schlagzeilen. So wurde in Berlin eine Zweitklässlerin von älteren Schülern aus muslimischen Familien wegen ihrer jüdischen Religion beschimpft. Zuletzt sorgte ein judenfeindlicher Angriff im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg für Empörung. Dort attackierte ein Flüchtling aus Syrien einen jungen Israeli, der eine Kippa trug.

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