Zeman wegen Treffen mit Hofer in der Kritik
Der umstrittene Besuch des FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer beim tschechischen Präsidenten Milos Zeman hat auch in Tschechien für Kritik gesorgt. In mehreren Zeitungskommentaren wurde Zeman am Dienstag für seine Einmischung in den österreichischen Wahlkampf kritisiert. Außenminister Lubomir Zaoralek stellten sich dagegen hinter den Präsidenten.
Kritik an (möglichem) diplomatischen Affront
"Das tschechische Staatsoberhaupt hat beispiellos in den Wahlkampf eines Nachbarlandes eingegriffen. Falls Alexander Van der Bellen Präsident von Österreich wird, wird er diesen diplomatische Affront nie vergessen", kritisierte die Tagezeitung Lidove noviny. Zeman gefährde mit "seinen völlig unkontrollierten Aktionen, von unschädlichen bis zu gefährlichen, nicht nur seinen eigenen Ruf, sondern den des gesamten Landes", so das Blatt weiter.
Die Tagezeitung Mlada fronta Dnes kritisierte in einem Kommentar, die österreichischen Präsidentschaftswahlen seien zu einem "kuriosen politischen Kampfplatz der tschechischen Politiker geworden". Zeman habe mit dem Empfang von Hofer auf der Prager Burg erneut deutlich seine Unterstützung für den österreichischen Politiker gezeigt, während der tschechische Premier Bohuslav Sobotka und ein Teil seiner Regierung ganz offen Alexander Van der Bellen unterstützen würden. "Zeman versus Sobotka: Krieg um Österreich", betitelte die Zeitung ihren Hauptartikel auf der ersten Seite.
Außenminister verteidigt Zeman
Sobotka hatte nach der vom Verfassungsgerichtshof aufgehobenen Stichwahl am 22. Mai auf Twitter mitgeteilt: "Ich bin über den Ausgang der Präsidentschaftswahlen in Österreich wirklich erfreut". Auch mehrere Minister der tschechischen Regierung zeigten sich damals über den Sieg Alexander Van der Bellens erleichtert: So sprach etwa der christdemokratische Kulturminister Daniel Herman von einer "guten Nachricht für Österreich sowie für ganz Europa".
Der tschechische Außenminister Lubomir Zaoralek verteidigte dagegen das Treffen Zemans mit Hofer laut Medienberichten vom Dienstag. Er habe keinen Grund, etwas daran zu kritisieren. "Ich weiß nichts darüber, dass die österreichische Seite dies als eine Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten betrachten würde", so Zaoralek.
Einige tschechische Diplomaten begrüßten das Treffen sogar ausdrücklich: "Wir wollen wissen, mit wem wir die Ehre haben werden, damit wir uns dann nicht gegenseitig überraschen", zitierte "Mlada fronta Dnes" einen Diplomaten, der nicht genannt werden wollte.
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