"Zeit für eine vernünftigere Politik"

"Zeit für eine vernünftigere Politik"
Der Wahlsieg von Obama löst weltweit Erleichterung und Freude aus – nur die Wirtschaft ist skeptisch.

Die Reaktionen aus aller Welt zum Wahlsieg von Barack Obama im Überblick.

EU

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und der Ratspräsident Herman Van Rompuy haben sich erfreut über den Wahlsieg von US-Präsident Obama gezeigt. Die USA seien ein strategischer Schlüsselpartner für die EU. "Wir werden die enge Zusammenarbeit, die mit Obama in den vergangenen vier Jahren aufgebaut wurde, fortsetzen", hieß es aus Brüssel.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz übersandte dem wiedergewählten US-Präsidenten ebenfalls Glückwünsche. "Die EU und die USA sind die engsten Verbündeten in der Welt - unsere Partnerschaft basiert auf einem breiten Feld von gemeinsamen Werten und Interessen." Es gehe nun darum, dass die Beziehungen vertieft werden

Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker sagte in Singapur, die künftige Zusammenarbeit werde nun "leichter" sein, da dies am Beginn einer zweiten Amtszeit eines US-Präsidenten immer so sei.

CHINA

Auch in China löst der Wahlsieg Erleichterung aus. Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao schrieb am Mittwoch in einer Botschaft, die Beziehungen zwischen China und den USA hätten in Obamas Amtszeit "positive Fortschritte" gemacht. Auch Vizepräsident Xi Jinping, der auf dem am Donnerstag in Peking beginnenden Parteitag als neuer Parteichef das Ruder übernehmen soll, schickte seinem Amtskollegen Joe Biden eine Botschaft mit Glückwünschen.

Die Beziehungen zwischen den beiden Weltmächten dürften stabil bleiben, wenn auch nicht ohne Knatsch. "Die Streitigkeiten zwischen beiden Seiten sind wie Zank zwischen Ehepartnern", sagt Liu Xuecheng, der frühere Präsident des USA-Zentrums am China Institut für internationale Studien. "Sie streiten ständig, aber leben trotzdem zusammen."

ISRAEL

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gratulierte Obama ebenfalls und betonte die Bedeutung der Sicherheit Israels. "Die strategische Allianz zwischen Israel und den Vereinigten Staaten ist stärker denn je. Ich werde die Zusammenarbeit mit Präsident Obama fortsetzen, um das grundlegende Bedürfnis der israelischen Bürger nach Sicherheit zu gewährleisten", hieß es in einer schriftlichen Mitteilung.

RUSSLAND

Auch im Kreml wird die Nachricht von Obamas Sieg "sehr positiv" aufgenommen, wie ein Sprecher von Kremlchef Wladimir Putin erklärte: "Wir hoffen, dass sich sowohl die bilaterale Zusammenarbeit als auch das gemeinsame Wirken auf internationaler Ebene entwickeln und zu mehr Stabilität beitragen".

Regierungschef Dmitri Medwedew lobte Obama als verständnisvollen und verlässlichen Partner. "Ich bin froh, dass an der Spitze des größten und einflussreichsten Staates nicht ein Mensch steht, der Russland für den größten Feind hält." Eine solche Sicht sei paranoid, sagte Medwedew mit indirektem Verweis auf die außenpolitischen Positionen von Obamas unterlegenem Gegenkandidaten Mitt Romney.

"Wir sind zur weiteren Zusammenarbeit bereit und so flexibel, wie es die Gegenseite sein wird", kündigte Außenminister Sergej Lawrow an. Moskau und Washington streiten über das US-Raketenabwehrprojekt in Europa, das der Kreml als Bedrohung seiner Sicherheit sieht.

DEUTSCHLAND

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) freut sich auf die "Fortsetzung der engen und freundschaftlichen Zusammenarbeit". Als gemeinsame Aufgaben hob sie besonders die Bewältigung der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, das Engagement in Afghanistan und die Herausforderung durch das iranische Nuklearprogramm hervor. "Es wäre mir eine Freude, Sie bald wieder als meinen Gast in Deutschland begrüßen zu können", schrieb Merkel in einer Grußbotschaft.

Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck sichert Obama für dessen zweite Amtszeit die Freund- und Partnerschaft Deutschlands zu. "Wir sind gefordert, die globalen Herausforderungen und Bedrohungen für Freiheit, Frieden, Wohlstand und unsere Umwelt anzunehmen. Dazu wird Deutschland an der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika auch weiterhin verlässlich seinen Beitrag leisten", erklärte Gauck in einem  Glückwunschschreiben an Obama. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) formulierte indes seine Erwartung, dass die USA sich nun verstärkt um eine Sanierung ihres Haushaltes bemühen werden.

Der Fraktionschef der deutschen Sozialdemokraten (SPD), Frank-Walter Steinmeier, fordert nach der Wiederwahl von Obama Europa auf, mehr für die transatlantischen Beziehungen zu tun.  "Wir haben ein Interesse daran, dass die Europäer wichtig bleiben, deshalb müssen wir auch mehr investieren in diese Zusammenarbeit über den Atlantik hinweg", sagte der frühere Außenminister im Morgenmagazin der ARD.

FRANKREICH

Frankreichs Präsident François Hollande wertet Obamas Wiederwahl als Entscheidung für ein "offenes, solidarisches und international stark engagiertes Amerika". Dies sei ein "wichtiger Augenblick für die USA, aber auch für die Welt". Während der zweiten Amtszeit Obamas werde es gelingen, gemeinsam das Wachstum anzukurbeln, gegen die Arbeitslosigkeit zu kämpfen und Antworten auf die Krise insbesondere im Nahen Osten zu finden.

GROSSBRITANNIEN

Glückwünsche kamen auch vom britischen Premier David Cameron. "Herzliche Glückwünsche für meinen Freund Barack Obama", schrieb Cameron via Twitter. "Freue mich auf die weitere Zusammenarbeit."

TÜRKEI

Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül gratuliert Obama zur Wiederwahl und bekräftigt die enge Zusammenarbeit mit Washington. Ankara sei entschlossen, die "Modellpartnerschaft" mit den USA fortzusetzen, hieß es in einem Brief Güls an Obama. Der US-Präsident hatte bei einem Besuch in Ankara 2009 erklärt, die Zusammenarbeit seines Landes mit der Türkei sei ein Modell für Kooperation und Dialog mit der islamischen Welt.

ÖSTERREICH

Bundespräsident Heinz Fischer zeigt sich "sehr erfreut" über die Wiederwahl von Barack Obama gezeigt. "Obama ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat von der US Wählerschaft die von ihm angestrebten '4 more years' bekommen“, erklärte Fischer in einer Stellungnahme zum vorläufigen Ergebnis der US-Präsidentenwahl.

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) gratulierte Obama ebenfalls zum "klaren Erfolg". Er sehe in den vorläufigen Ergebnissen "ein klares Zeichen für Kontinuität in der konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Europa und den USA", hieß es in einer Aussendung. "Präsident Obama hat im Kampf gegen die Ursachen der Krise und bei der Regulierung der Finanzmärkte wichtige Maßnahmen eingeleitet“.

Auch Vizekanzler Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) sandte Glückwünsche. "Die Wahl fiel erwartungsgemäß knapp aus und zeigt die starke Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft", meinte Spindelegger.  "Obama ist daher zu wünschen, dass er sein ursprünglich bereits 2008 formuliertes Ziel, diese Polarisierung zu überwinden – oder zumindest zu verringern – verwirklichen kann", erklärte der Außenminister, der sich von Obama "neuen Elan und mehr Energie" wünscht

WIRTSCHAFT

Die Wiederwahl von Obama beende nun die Unsicherheit der Wahlkampfmonate, sagt der österreichische Handelsdelegierte in Chicago, Franz Rößler. Das Ergebnis bringe zwar nun mehr Sicherheit über den künftigen Kurs, aber "die US-Wirtschaft hätte Romney bevorzugt".

Nun gelte es, bis Jahresende das drohende "fiscal cliff" zu verhindern. Ein Schock von Steuererhöhungen und staatlichen Ausgabenkürzungen droht, die ohne politische Einigung automatisch in Kraft treten. Der Kongress und der wiedergewählte Präsident müssten eine Einigung finden, sonst könne die Erholung der US-Wirtschaft durch die Steuerlasten und Einsparungen wieder gestoppt werden. "Ich hoffe, dass sie sich zusammenraufen können", meint der Handelsdelegierte.

Star-Investor George Soros sieht die Zeit für eine „vernünftigere Politik“ bereits gekommen: "Die amerikanischen Wähler haben extremistische Positionen abgelehnt“.

"Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Wahlausgang werden nun aus dem Markt weichen. Allerdings kann von Euphorie keine Rede sein“, sagt Christian Schmidt, Analyst der HELABA (Landesbank Hessen-Thüringen). Es muss damit gerechnet werden, dass der Kongress gespalten bleibt und die Blockaden der Vergangenheit auch in Zukunft zu erwarten sein werden."

Immobilientycoon Donald Trump ärgerte sich hingegen grün und blau über Obamas Wahlerfolg. Auf Twitter schrieb er, dass die Wiederwahl Obamas eine "Mogelei und eine Lächerlichkeit" sei. Das Wahlmänner-System eine "Katastrophe für die Demokratie", so Trump: "Die Welt lacht uns aus"

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