Arbeiter-Anwältin
Ihre kommunistisch geprägte Gewerkschafter-Familie, die sich früh gegen den Faschismus Francisco Francos positionierte, brachte der Galizierin schon früh Arbeiteranliegen nahe. Nach einem Rechtsstudium vertrat Díaz vierzehn Jahre lang im Rahmen ihrer eigenen Kanzlei Arbeiter im Gerichtssaal. Seit jungen Jahren ist sie zudem treues Mitglied der kommunistischen Partei Spaniens.
Der Einstieg in die Politik gelang Díaz im Jahr 2007 als Stadträtin und stellvertretende Bürgermeisterin für das Linksbündnis Esquerda Unida in Ferrol, der Geburtsstadt Francos. 2016 zog sie als Abgeordnete des Parteibündnisses Unidas Podemos in das spanische Parlament ein.
Nur vier Jahre später bekam sie in der Vierparteienkoalition des sozialdemokratischen Regierungschefs Pedro Sánchez den Posten als Arbeitsministerin angeboten. In dieser Rolle sollte sich Díaz rasch als kommunistischer Superstar unter den spanischen Linken etablieren.
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Krisenmanagerin
Inmitten einer Gesundheits- und Wirtschaftskrise das Arbeitsministerium im Land mit der damals zweithöchsten Arbeitslosenquote Europas anzunehmen, klingt nach einer Mutprobe. Díaz ging sie ein. Das von ihr mitausgehandelte Covid-Hilfsprogramm sicherte die Löhne 3,5 Millionen spanischer Arbeiter und machte sie über fast alle Parteigrenzen hinweg beliebt. 2021 wurde sie zweite stellvertretende Ministerpräsidentin unter Pedro Sánchez’ Linksregierung.
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Díaz positioniert sich offen gegen die konservative Partido Popular (PP), die aus den Kommunalwahlen vom 28. Mai als Sieger hervorgegangen ist. Vor allem aber der rechtspopulistischen Vox, die ebenfalls stark an Stimmen gewonnen hat, wirft sie Korruption vor.
Auch international scheut sie keine Kritik: Díaz nannte Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni „wenig vernünftig“ und behauptet, die Politik der Italienerin sei ein Hindernis zur europäischen Zusammenarbeit.
Neues Linksbündnis
Im Juli 2022 trennte sich Díaz mit Blick auf die kommenden Wahlen von Pedro Sánchez’ Partei und gründete die Sammelbewegung Sumar (auf Deutsch: addieren), der bereits 15 linke Parteien angehören. Gemeinsam wollen sie eine stärkere Opposition in das rechts dominierte Parlament bringen. Sumar kann laut Umfragen auf zehn Prozent der Stimmen hoffen.
Dennoch bestehen Zweifel: Eine weitere linke Partei zu gründen, wo rechte Parteien doch in Umfragen führen, könnte sich als kontraproduktiv entpuppen. Dazu hält die Kritik an, dass sich Díaz’ Sumar-Bewegung kaum von der Linkspartei Podemos unterscheidet.
Zwar stand bislang eine Koalition zwischen Sumar und Podemos im Raum, am Freitag überraschte Díaz jedoch mit einer neuen Ankündigung: Sumar werde künftig mit der valencianischen Partei Compromís koalieren, Podemos solle dagegen „entscheiden, was sie werden wollen, wenn sie erwachsen sind“.
Yolanda Díaz hat seit Beginn ihrer politischen Karriere intensives Partei-Hopping betrieben. Ihre lang anhaltende Loyalität hat sie bislang einzig der Kommunistischen Partei geschenkt. Klar ist: Die Kommunistin macht sich bei Wählern beliebt. Ob sie pinken Wind in das spanische Parlament bringen kann, muss sie noch zeigen.
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