Wirtschaftsforum: Goldene Brücken für westliche Konzerne
In St. Petersburg wird heute das Internationale Wirtschaftsforum eröffnet. Es findet seit 1997 statt und ist Moskaus Gegenentwurf zum alljährlichen Weltwirtschaftsgipfel in Davos. Und Sanktionen hin, Gegensanktionen her: EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker kommt, Italiens Regierungschef Matteo Renzi hat ebenfalls zugesagt. Sogar UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gibt sich die Ehre.
Zwar gilt in der internationalen Politik nach wie vor das alttestamentarische Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn. Verlängert der Westen seine Russland-Sanktionen, zieht Moskau mit Prolongation des Einfuhrstopps für EU-Lebensmittel nach.
Putin jedenfalls will am Wirtschaftsforum westlichen Konzernen goldene Brücken für die Rückkehr nach Russland bauen. Diese Charme-Offensive könnte vor allem für Landwirte und verarbeitende Industrie eine Versuchung sein. Um Sanktionen wie Gegenaktionen zu umgehen, schreibt die Wirtschaftszeitung rbk, sollen westliche Konzerne Tochter-Unternehmen in Russland registrieren und produzieren lassen. Europa würden mit "einiger Sorge "verfolgen, wie die Konkurrenz aus Nicht-EU-Ländern sie vom russischen Markt verdrängt.
"Tauwetter"
Das Forum könne laut russischen Medien zu einem Wendepunkt in den Beziehungen Russlands zum Westen werden. Das Massenblatt Moskowski Komsomolez sprach sogar von ersten Anzeichen für Tauwetter. Man sei bestrebt, auch zu heiklen Fragen Kompromisse zu finden. Gemeint war auch ein Interessenausgleich in der Arktis. Das Thema wird nun zum ersten Mal diskutiert. Im Schelf der internationalen Gewässer in Polnähe lagern gigantische Öl- und Gasvorkommen. Der Klimawandel macht Erschließung zunehmend rentabel.
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