Wilders-Fans vor Wahl in den Niederlanden: "Wollen, dass sich nichts ändert"

Der Rechtspopulist Geert Wilders in Volendam.
In der Hochburg des Rechtspopulisten herrscht großer Groll in einer scheinbar heilen Welt.

"Ich spreche kein Englisch!", sagt der ältere Herr wirsch auf Englisch und wendet sich ab. Wie viele Bürger der kleinen Stadt Volendam möchte er nichts zur heutigen Wahl sagen. – "Wir werden von allen nur als Sinnbild für den Erfolg von Wilders gesehen, das geht uns auf die Nerven. Aber wenn Sie es genau wissen wollen: Aufstände wie in Rotterdam und Amsterdam wird es bei uns niemals geben", sagt die 64-jährige Lotte. Sie wird Geert Wilders ihre Stimme geben. "Nicht weil ich keine Ausländer mag, sondern weil ich mit der jetzigen Regierung nicht zufrieden bin und Wilders die richtigen Themen anspricht", setzt sie nach.

Ein Bilderbuch-Idyll

Volendam scheint einer anderen Welt entsprungen zu sein. 20 Busminuten von Amsterdam entfernt liegt der 20.000-Einwohner-Ort, wo sich gepflegte Häuser mit Garten aneinander reihen. Der Umgang untereinander könnte freundlicher nicht sein: Die Hausfrau scherzt mit dem Briefträger, während der Müllmann grüßend auf seinem Fahrrad vorbei fährt. Überall wird gehämmert und gesägt, Bauarbeiter renovieren die Kirchenfassade zu den Klängen niederländischer Volksmusik. Idylle pur.

Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb hat diese Stadt bei der EU-Parlamentswahl im Jahr 2014 zu fünfzig Prozent die "Partei für die Freiheit" von Geert Wilders gewählt. Nicht umsonst war Volendam die erste Station des Rechtspopulisten, als er vor zwei Wochen den Wahlkampf wieder aufnahm. "Wir sind deswegen keine Rassisten", sagt Joel (21), der als Kellner in einem Café am Hafen arbeitet. "Die meisten Menschen in Volendam sind älter und wollen nicht, dass sich etwas an der Situation in der Stadt ändert. Schalten sie den Fernseher ein, sehen sie nur Chaos auf der Welt. Das gibt es hier nicht, und das wollen sie nicht." Joel selbst wird die rechtsliberale VVD von Ministerpräsident Mark Rutte wählen, da seine Familie die Partei "immer gewählt hat".

Tourismus statt Fisch

Am Hafen von Volendam liegen hauptsächlich Schiffe für Touristen. Früher war der Ort ein Zentrum des Fischfangs, heute nimmt die Wichtigkeit dieses Sektors rasant ab. Herr Bond vom Volendamer Museum sieht die Schuld daran bei der EU: "Durch diese ganzen Regulierungen haben wir unsere ureigene Einkommensquelle verloren. Wir haben für Brüssel unsere Souveränität aufgegeben und nichts dafür zurückbekommen. Ich glaube auch, dass das der Grund ist, warum so viele Herrn Wilders gewählt haben", sagt er. "Wir sind deshalb keine Rassisten, verstehen Sie das bitte", mischt sich die Dame hinter der Kasse ein und fährt fort: "Wir wollen unseren Standard erhalten."

Im Museum wird der ehemalige Reichtum Volendams deutlich. Schwarz-weiß-Filme aus den 50er-Jahren zeigen die fetten Ausbeuten der Aalfischerei, in holzvertäfelten Zimmern sitzen lebensgroße Figuren in volkstümlicher Tracht. Ein Raum ist ein gewaltiges Mosaik aus Zigarrenbinden und zeigt Kirchen und Sehenswürdigkeiten aus ganz Europa. "Jetzt müssen wir uns immer mehr auf den Tourismus konzentrieren, während die Fischerei immer bedeutungsloser wird", sagt Bond. Dass Wilders wieder so stark sein wird wie 2014 bezweifelt er. "Wir haben eine großartige Politikerin aus Volendam, die für die CDA (Christdemokraten, Anm.) antritt. Mona Keijzer. Viele aus dem Ort werden für sie stimmen. Ich vermute, dass Wilders auf 15 Prozent kommt, aber wir werden ja sehen, was der Tag bringt", sagt er.

Nur ein Zeichen

Tatsächlich reagieren die Menschen freundlich, wenn sie auf Frau Keijzer angesprochen werden. "Sie kommt von hier, daher weiß sie, was das Beste für Volendam sein wird", schwärmt ein älterer Herr auf der Straße. Auch er ist davon überzeugt, dass die CDA in Volendam den Sieg davontragen wird. "Wilders haben wir bei der EU-Wahl nur gewählt, weil wir ein Zeichen gegen Brüssel setzen wollten. Ich finde nicht, dass er ernsthafte Verbesserungen durchführen könnte, aber er hat uns eine Stimme gegeben. Es geht es um Holland, und da wähle ich lieber meine CDA", schließt er.

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