USA

Wieder Schüsse in US-Schule

Der Präsident macht Ernst mit dem neuen Waffenrecht. Indes kam es in Kalifornien erneut zu einem Amoklauf.

In der Taft Union High School, 190 km nördlich der kalifornischen Metropole Los Angeles, nahm an diesem Donnerstag zunächst alles seinen gewohnten Lauf – bis um neun Uhr (18 MEZ) der Amokläufer die Schule betrat. Er schoss wild um sich. die Burschen und Mädchen flüchteten sich in Kästen und riefen von dort via Handys ihre Eltern und die Behörden an. Doch für zwei Menschen kam dies zu spät. Ein Schüler wurde schwer verletzt, ein Lehrer leicht. Der Täter, offenbar ein Schüler, wurde gefasst. Mehr Infos hier.

Traurige Erinnerung

Erst im Dezember des Vorjahres hatte ein 20-Jähriger in einer Volksschule in Newtown im US-Bundesstaat Connecticut 20 Kinder und sechs Erwachsene erschossen. Dies hatte in den USA eine Debatte über eine Verschärfung der Waffengesetze ausgelöst, die immer bizarrere Formen annimmt.

Jüngstes Beispiel ist der Streit zwischen zwei Moderatoren live auf Sendung: Der gern provozierende CNN-Plauderer Piers Morgan hatte gegen die mächtige Waffenlobby NRA gewettert und zog damit den Hass der Waffen-Enthusiasten auf sich, besonders den von Radio-Moderator und Verschwörungstheoretiker Alex Jones. In Morgans Show kam es zum Schrei-Duell (siehe Video), bei dem Jones den Briten Morgan einen „Rotrock“ hieß und mit einem neuen Jahr 1776 drohte, dem Datum der Unabhängigkeit von den Briten. Die Sendung wurde im Internet zum Quotenhit. Die Unterschriftenliste, die zur Ausweisung von Morgan führen soll, ebenso.

Kaum jemand kann sich der emotionalen Debatte seit dem Amoklauf von Connecticut entziehen. Auch die Bluttat von Aurora, bei der zwölf Menschen bei der „Batman“-Premiere getötet wurden, schreckte die Nation. Am Freitag soll entschieden werden, ob Anklage gegen den Kino-Attentäter James Holmes, 24, erhoben wird.

Inmitten dieser Nachrichten nehmen die Pläne von US-Präsident Obama, die Gesetze gegen den Widerstand der Waffenlobby zu verschärfen, Form an: Am Mittwoch kündigte Obamas Vize Joe Biden an, der Präsident werde notfalls per Dekret handeln – an der Blockade des Kongresses vorbei. „Er ist entschlossen“, so Biden, der an Möglichkeiten arbeitet, einen Konsens zu finden. Er traf sich erst mit Opferverbänden, dann mit Sportschützen, Machern von Videospielen und auch mit der NRA. Die argumentiert, dass man sich gegen Amokläufe nur auf einem Weg schützen könne: Noch mehr Waffen.

Die Pläne Obamas

Obama schwebt aber ein ganz anderer Zugang vor: Die neuen Maßnahmen könnten die Wiedereinführung des früheren Sturmwaffen-Verbots beinhalten sowie genaue Checks der Waffenkäufer, ein Verbot von großen Magazinen; auch eine nationale Datenbank ist im Gespräch. Doch für viele solcher Schritte braucht Obama trotz aller Entschlossenheit den Sanktus des Kongresses. Die Pläne sollen bis Ende des Monats vorliegen, doch könnte Obama per Verfügung schon zuvor durchgreifen.

Aus Angst, die Stimmung könnte gänzlich gegen die Waffenfreiheit kippen, holt die Waffen-Lobby nun zum Gegenschlag aus: Am Wochenende der Angelobung Obamas am 20. Jänner wird zum „Tag der Wertschätzung von Waffen“ aufgerufen. Befürworter des geltenden Rechtes sollten an diesem Tag in ihren liebsten Pistolen-Shop pilgern oder sich bei Schieß-Shows inspirieren lassen.

Kommentare