WHO warnt: USA könnten neues Epizentrum werden

WHO warnt: USA könnten neues Epizentrum werden
Weltweit Infektionen weiter sprunghaft gestiegen - Serbien setzt auf chinesischen Rat.

Die USA könnten nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das neue Epizentrum der Coronavirus-Pandemie werden, da die Fallzahlen dort sehr rasch anstiegen. 85 Prozent der Neuinfektionen, die in den vergangenen 24 Stunden gemeldet worden seien, entfielen auf die USA und Europa.

Allein der US-Staat Kalifornien benötigt 50.000 zusätzliche Krankenhausbetten zur Versorgung der prognostizierten Fälle. Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom sagte, dass einige von Krankenhäusern zur Verfügung gestellt werden könnten, aber dass Tausende weitere gefunden werden müssten, wenn sich Vorhersagen über die Ausbreitung des Virus bewahrheiteten.

Italienischer "Patient 1" entlassen

Zur Lage in Italien, wo bisher am meisten Corona-Tote gezählt wurden, äußerte sich WHO-Sprecherin Margaret Harris vorsichtig optimistisch. Es gäbe einen Hoffnungsschimmer, nachdem weniger Neuerkrankungen und Sterbefälle gemeldet worden seien. Die italienischen Gesundheitsbehörden warnten vor vorschnellem Optimismus angesichts des leichten Rückgangs. Italiens Premier Giuseppe Conte appellierte an die EU-Länder, rigorose Maßnahmen zu ergreifen. Aus dem Spital von Pavia wurde unterdessen der italienische "Patient 1" geheilt entlassen. Nach mehr als 30 Tagen durfte der zuvor schwer erkrankte 38-Jährige nach Hause. In wenigen Tagen wird er nun Vater eines Mädchens, wie bekannt wurde.

Weltweit sind die SARS-CoV-2-Infektionen laut der Weltgesundheitsorganisation in der Nacht auf Dienstag weiter sprunghaft gestiegen. Die WHO wollte konkrete Zahlen im Laufe des Tages veröffentlichen.

Die Anzahl der an Covid-19 gestorbenen Menschen in Spanien stieg an einem Tag um 514, inzwischen seien 2.696 Menschen der Krankheit erlegen, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die Zahl der Infektionen schnellte um fast 600 auf 39.673 nach oben. Spanien ist damit nach Italien das am stärksten betroffene europäische Land. Inzwischen seien 5.400 Mitarbeiter des Gesundheitswesens mit dem Virus infiziert, sagte der Chef des Krisenstabs, Fernando Simon. Ihr Anteil an den Gesamtinfektionen stieg auf 14 Prozent.

Serbien folgt Chinas Rat

Serbien will die Ausbreitung des Virus mit rigorosen Maßnahmen unterdrücken. Wer das SARS-CoV-2 trägt, aber keine oder nur leichte Symptome hat, soll künftig strikt isoliert werden, kündigte der Virus-Experte Predrag Kon im staatlichen Fernsehen an. Kon ist Mitglied des nationalen Krisenstabs. Dazu werde auf dem Messegelände der Hauptstadt Belgrad ein Feldlazarett mit 3.000 Betten eingerichtet. Schwerkranke sollen wie bisher in Krankenhäuser kommen. Die Regierung verschärfte ihren Kurs, nachdem am Wochenende ein Team von Experten aus China in Belgrad eingetroffen war. Zugleich erhielt Serbien aus China medizinische Hilfsgüter, darunter Tests in großer Zahl.

Das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen will zehn Corona-Patienten aus Italien in Krankenhäusern aufnehmen, sagt Ministerpräsident Armin Laschet. Die italienische Luftwaffe wolle in den kommenden Tagen den Transport übernehmen. "Wir brauchen eine grenzenlose Solidarität in Europa", unterstrich Laschet: "Wir wollen den europäischen Geist erhalten." Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in Deutschland ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts innerhalb eines Tages um 4.764 auf 27.436 gestiegen. Gestorben sind mittlerweile 114 Menschen. Am Montag hatte das Institut 86 Todesfälle gemeldet.

Im Iran stieg die Zahl der Corona-Toten erneut stark. Das Gesundheitsministerium in Teheran meldete am Dienstag 122 neue Todesfälle. Damit stieg die Gesamtzahl der Toten auf 1.934. Die Gesamtzahl der Infektionen gaben die Behörden mit 24.811 an, ein Anstieg um 1.762 Fälle innerhalb von 24 Stunden.

Ausgangssperre in Afghanistan

In Afghanistan soll in der westlichen Grenzprovinz Herat eine Ausgangssperre verhängt werden. Seit Wochen warnen Hilfsorganisationen vor dem Grenzverkehr im Westen Afghanistans, weil das Nachbarland Iran besonders schwer von der Pandemie betroffen ist. Laut der UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) kamen in diesem Jahr bereits Zehntausende Menschen über die Grenze zurück ins Land. In Afghanistan gibt es derzeit 42 bestätigte Fälle mit Covid-19, getestet wurden insgesamt nur 400 Menschen. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein.

In Japan warnten Experten die Bevölkerung davor, die Bedrohung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. "Wenn sich die Leute wieder wie sonst verhalten, könnte es eine Explosion der Fallzahlen geben, wie das in den USA und Europa passiert ist", heißt es etwa in einem Beitrag des Epidemiologen Hiroshi Nishiura für das Internetportal Yahoo Japan. "Vor allem wenn Großereignisse erst einmal wieder losgehen in einer endemischen Gegend, kann der Ausbruch außer Kontrolle geraten." Das japanische Biopharmaunternehmen Anges berichete, dass es mit der Universität Osaka die Entwicklung eines DNA-Impfstoffs gegen das neue Coronavirus abgeschlossen habe und bald mit den Tests an Tieren beginne.

Unterdessen verzeichnete auch Laos die ersten zwei Ansteckungen. Betroffen seien ein 28 Jahre alter Hotel-Angestellter und eine 36 Jahre alte Fremdenführerin, berichtet das staatliche Medium MCOT unter Berufung auf das Gesundheitsministerium.

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