Weiter schwere Kämpfe um Mariupol

Weiter schwere Kämpfe um Mariupol
Ukrainer wollen Krieg „in sehr kurzer Zeit gewinnen“ / US-Außenminister am Sonntag in Kiew.

Tag 59 nach dem russischen Angriff: 

Am Samstag wurde erneut das Stahlwerk Azovstal in Mariupol beschossen, in dem sich auch rund 2.000 Zivilisten, Frauen und Kinder unter schrecklichen Entbehrungen verschanzen.

Dabei hatte Putin die Stadt schon für erobert erklärt und ein Ende der Angriffe angekündigt. Doch „schwere Kämpfe blocken russische Versuche, die Stadt einzunehmen und bremsen den von Russland angestrebten Vormarsch im Donbass“, berichtete das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf seine Geheimdienste. Der Vormarsch werde von ukrainischen Gegenangriffen behindert. US-Militärbeobachter vermuten, dass es den russischen Truppen nach schweren Verlusten an der nötigen Durchschlagskraft mangelt.

Russland meldete den Abschuss eines ukrainischen Flugzeugs vom Typ Su-25 und gab an, 15 Drohnen vernichtet zu haben. Außerdem sollen 20 ukrainische Waffendepots zerstört worden sein. Überprüfen lässt sich das nicht. Die Ukrainer gaben sich dennoch wie immer siegessicher. „Wir sind uns absolut sicher, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnen wird, und zwar in sehr kurzer Zeit“, sagt der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal im amerikanischen Fernsehsender CNN. Und der ukrainische Präsident Selenskij befand, dass das Gebiet, in dem sich Russland um die Rechte der Russischsprachigen kümmern sollte, „Russland selbst“ sei. Dort gebe es keine Meinungsfreiheit, es gedeihe Armut. Das Leben des Einzelnen sei nichts wert.

Während in Deutschland die Diskussion um die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine weiterging, schickt Kanada vier M777-Haubitzen. Das Land hatte die Artilleriegeschütze britischer Herstellung erst vor wenigen Jahren für den Afghanistan-Krieg gekauft.

UN-Chef António Guterres will sich im großen Stil in die Ukraine-Diplomatie einschalten. Nach einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin in Moskau am Dienstag will er am Donnerstag zu Präsident Wolodymyr Selenskij in die Ukraine reisen.

Mehr als 20 Länder haben nach US-Angaben ihre Teilnahme an der Ukraine-Konferenz schon zugesagt, die am kommenden Dienstag auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im deutschen Ramstein geplant ist. Rund 40 Staaten seien eingeladen worden, teilte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, mit.

Bei der Konferenz, zu der auch Nicht-NATO-Staaten eingeladen sind, geht es um die dauerhafte Sicherheit und Souveränität der Ukraine. Es solle daher über den Verteidigungsbedarf der Ukraine hinaus gehen.

Bereits heute, Sonntag, sollen US-Außenminister Antony Blinken und -Verteidigungsminister Lloyd Austin in Kiew mit Präsident Selenskij zusammentreffen.

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Das zerstörte Dorf Horenka in der Nähe von Kiew. 

Gas für Rubel

EU-Unternehmen dürfen nach Einschätzung der EU-Kommission in Rubel für russisches Gas bezahlen, ohne damit europäische Sanktionen gegen Moskau zu verletzten. Prompt reagierte der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew: Man schätze die „Konsequenz und Prinzipientreue der europäischen Partner“, schrieb Medwedew auf Telegram samt Smiley und Clown-Emoji. Vor allem, wenn man bedenke, dass nach aktuellen Daten des IWF Europa höchstens sechs Monate ohne russisches Gas auskomme, so Medwedew. „Aber ernsthaft, sie werden keine Woche überleben.“

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