Wer auf die Wehrpflicht setzt und wer nicht

Israels Streitkräfte gelten als eine der professionellsten Armee der Welt.
Welche Länder setzen auf eine Berufsarmee und welche auf Gleichstellung bei der Wehrpflicht? Ein kleiner Auszug.

Schweden führt wieder die Wehrpflicht ein. Wie sieht die Lage in anderen Ländern aus? Wer setzt auf eine Wehrpflicht, wer lässt es sein und wer hat sich erst kürzlich umentschieden?

Grundsätzlich lässt sich nicht sagen, dass Länder, die in den vergangenen Jahren vermehrt oder andauernd in kriegerische Konflikte involviert waren, ihre Landesverteidigung eher auf eine allgemeine Wehrpflicht stützen als andere. Frauen sind in den meisten Fällen ausgenommen – aber es gibt Ausnahmen. Als Ersatzprogramm gibt es oft neben der Wehrpflicht den Zivildienst. Je nach Größe des Heeres wird in einigen Ländern mit Wehrpflicht nur eine bestimmte Anzahl an meist jungen Männern pro Jahrgang einberufen. Die Einberufung erfolgt großteils nach der Volljährigkeit.

Wer die Wehrpflicht immer noch hat

Beginnen wir im eigenen Vorgarten. In Österreich gibt es die Wehrpflicht für Männer, einberufen wird man für sechs Monate. Bei einer Volksbefragung 2013 stimmte die Mehrheit der Bevölkerung gegen eine Berufsarmee.

Bei unseren Nachbarn in der Schweiz gilt eine allgemeine Dienstpflicht ebenfalls für Männer. Allerdings wurden erst kürzlich Stimmen laut, die eine Wehrpflicht auch für Frauen forderten. Die Diskussion ist am Laufen.

In Dänemark werden alle Männer für vier Monate eingezogen. In Griechenland müssen Männer für neun Monate zum Heer.

Litauen hat sich erst im vergangenen Jahr wieder für eine Einberufung aller männlichen Staatsbürger für neun Monate entschieden. Der Grund: Die Ukraine-Krise und die Annektierung der Krim durch Russland. Die Ukraine wollte eigentlich 2014 auf eine Berufsarmee umsteigen, aufgrund der Sicherheitslage wurden diese Pläne aufgeschoben.

Damit gleich zu Russland: Dort gilt eine allgemeine Wehrpflicht, einberufen wird man für zwölf Monate. Allerdings hat das russische Heer einen miserablen Ruf. Immer wieder gibt es Aufregung um Missbrauchsfälle, vorgetäuschte Selbstmorde und schikanöse Behandlungen. Der Militärdienst gilt vor allem deshalb als unbeliebt.

Die Türkei setzt auf die Wehrpflicht für Männer. Die Dauer beträgt sechs bis 15 Monate. Ein besonderes Problem ergibt sich bei einer Doppelstaatsbürgerschaft. Leisten junge Auslandstürken die Wehrpflicht in einem anderen Land ab, gilt auch die Einberufung in der Türkei als erledigt. Nicht so, wenn es keine Wehrpflicht im Ausland gibt. Allerdings besteht auch die Möglichkeit sich vom Wehrdienst freizukaufen.

Wo müssen Frauen auch zur Musterung

In Norwegen setzt man seit 2015 auf die Gleichstellung von Mann und Frau. Die Wehrpflicht gilt seitdem für Männer und Frauen. Einberufen werden beide Geschlechter für zwölf Monate.

Israels Streitkräfte gelten als eine der professionellsten und stärksten Armeen der Welt. Männer müssen drei, Frauen zwei Jahre lang in der Volksarmee dienen.

In China gibt es die Wehrpflicht und sie gilt auch für Frauen, ebenso in Nordkorea.

Wer sich dagegen entschieden hat

Auf eine Berufsarmee setzen Polen, Tschechien, Slowakei, Belgien, Kroatien, Großbritannien, Bosnien und Herzegowina, Australien, Kanada und Luxemburg.

Frankreich setzt seit Ende der 90er Jahre auf einen "Tag des Aufrufs zur Vorbereitung auf die Verteidigung" für männliche und weibliche Jugendliche.

Italien hat seine Wehrpflicht 2005 ausgesetzt.

Auch in Deutschland besteht theoretisch die Wehrpflicht für Männer für sechs Monate. In der Praxis wurde sie allerdings in Friedenszeiten seit Juli 2011 ausgesetzt. Die deutsche Bundesregierung sah zum damaligen Zeitpunkt keine sicherheitspolitischen oder militärischen Gründe für eine allgemeine Wehrpflicht. Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat erst vor kurzem betont, trotz islamistischen Terrors und der Spannungen mit Russland eine Aktivierung der Wehrpflicht nicht anzudenken. Auch die Niederlande haben sich der Wehrpflicht Ende der 90er auf diese Weise faktisch entledigt.

Seit 1973 gibt es in den USA keine Wehrpflicht mehr. Allerdings müssen sich junge Männer registrieren lassen für den Fall einer nationalen Katastrophe.

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