"Was soll aus uns werden?"

Die Menschen in Idomeni hoffen, dass sich die Grenzen doch noch öffnen
Tausende harren weiter im Flüchtlingslager Idomeni aus. Die Stimmung: Zwischen Depression und Hoffnung.

Die Spuren der heftigen Regenfälle der Vorwoche, verbunden mit tiefen Temperaturen, sind noch allerorts sichtbar: Große Lacken breiten sich zwischen den kleinen Zelten aus. Und am vergangenen Wochenende zerfetzte der Sturm einige Planen. Doch am Sonntag bahnte sich die Sonne den Weg und sorgte für frühlingshafte 20 Grad.

"Ratlos"

Kalt-warm, so beschreibt der Chef der Volkshilfe Österreich, Erich Fenninger, auch die Gemütslage der rund 12.000 Flüchtlinge, die weiter im griechischen Lager Idomeni hart an der mazedonischen Grenze ausharren. "Einige sind ratlos, wie es weitergehen soll, manche verfallen sogar in Depression. Zugleich aber klammern sich viele an den Strohhalm, dass die Grenze doch noch aufgehen könnte", sagte der Menschenrechtsaktivist, den der KURIER am Sonntag im Camp telefonisch erreichte.

"Was soll aus uns werden?"
Idomeni, Volkshilfe, Fenninger
Gebannt hatten vor allem die jüngeren Migranten den EU-Gipfel samt Deal mit der Türkei (siehe unten rechts) verfolgt. Da dieser allerdings keine Beschlüsse über die Zukunft der bereits jetzt in Griechenland befindlichen rund 48.000 Flüchtlinge erbracht hatte, ist deren weiteres Schicksal völlig ungewiss. Der 22-jährige Syrer Taher bringt es auf den Punkt: "Wir würden schon gerne wissen, was aus uns werden soll."

"Unzumutbar"

Fenninger meint, dass die Politik das den Menschen schuldig sei und appelliert an die österreichische Bundesregierung und an die EU-Verantwortlichen, die Migranten aus Idomeni und anderen Teilen Griechenlands sofort aufzunehmen: "Als Humanist kann man doch gar nicht anders handeln. Die Zustände in dem Lager entsprechen in keinster Weise internationalen Standards und sind unzumutbar." Und dass sich die Familien freiwillig in andere Camps verlegen lassen, sei eine Illusion. "Sie haben es den weiten Weg von Syrien oder dem Irak bis hierher geschafft. Und sie haben den Traum von Europa nicht aufgegeben. Sie hoffen, dass die Reise irgendwann weitergeht. Es bleibt ihnen auch nichts anderes übrig als diese Hoffnung", sagt der Volkshilfe-Chef.

Ahmet weiß aber, dass die Migranten ihre Zukunft nicht selbst in der Hand haben: "Wir sind auf Gnade angewiesen", sagt der 24-Jährige aus der irakischen Stadt Falludja, wo jetzt die Schlächter der Terrormiliz "Islamischer Staat" ein Schreckensregime hochgezogen haben.

Hilfe für Babys

Die Volkshilfe unterstützt in Idomeni vor allem Mütter mit Kleinkindern. "Wir kaufen hier bei einem lokalen Großhändler Baby-Nahrung, Trockenmilch, Windeln und andere Hygieneartikel und verteilen diese über 30 freiwillige Helfer an die Familien."

Generell würden die Tausenden Menschen in dem Lager auch dringend Nahrungsmittel, bessere Zelte, Decken sowie Medikamente und medizinische Versorgung benötigen.

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