Hat "Fox News" Donald Trump fallen gelassen?
Nicht nur Parteifreunde bei den Republikanern distanzieren sich von Donald Trump – auch seine treuen Freunde bei den Medien scheinen dem Präsidenten in diesen Tagen langsam den Rücken zu kehren. Der Sender, der in den vergangenen Jahren nebst Twitter zum zentralen Medienorgan der Trump-Familie geworden ist und von so manchem sogar „Staatsmedium“ genannt wurde, überraschte in den Tagen seit der Wahl die Zuseher im In- und Ausland mit etwas, das selbstverständlich sein sollte: mit nahezu objektivem Journalismus.
Das erfreute die liberalen Amerikaner und stiftete Unruhe im Trump-Lager.
Jason Miller, Donald Trumps Wahlkampfstratege, warf Fox News auf Twitter vor, die Stimmen der Wähler ungültig machen zu wollen. Mehrere Anrufe bei Fox und Rupert Murdoch soll es gegeben haben – auch von Donald Trump persönlich.
"Fake News"
Seine Unterstützer waren ebenfalls erbost. Sie demonstrierten und nannten den Sender "fake news", auf der Straße und auf Twitter. Sie wandten sich an weiter rechts liegende Outlets wie Newsmax oder One America News, der Präsident teilte auf Twitter nicht mehr Fox News-Videos, sondern Artikel von Breitbart, dem ultrarechten Netzwerk von Steve Bannon, der am Donnerstag in einem Podcast Tötungsfantasien gegen Chefepidemiologe Anthony Fauci und FBI Chef Christopher Wray geäußert hatte.
Medien als Katalysator
Die TV-Sender waren eine entscheidende Hilfe bei Trumps Wahlsieg 2016. Themen wurden teilweise wörtlich von dessen Wahlkampf-Team übernommen, Trump wurde oft persönlich per Telefon in die Live-Sendung durchgestellt. Airtime gegen Quote – eine simple Rechnung.
Die Medienlandschaft hat darunter enorm gelitten. Als objektiver geltende Medien – wie auch CNN – rückten in die andere Richtung und zeigten Tendenzen in Richtung Demokraten. Teilweise aus Frust wegen der vielen Falschmeldungen aus dem Weißen Haus, erklärt sich der US-Medienexperte Michael Butter gegenüber dem KURIER die Entwicklung.
Doch mit einem Wahlsieg von Joe Biden könnten sich die Pole wieder annähern, wie Butter glaubt.
Alle gegen Donald Trump?
Als Donald Trump am Donnerstag eine Pressekonferenz aus dem Weißen Haus hielt, die von Falschmeldungen und Anschuldigungen nur so strotzte, unterbrachen mehrere Sender ihre Übertragung, um die Fakten gerade zu biegen und Falschaussagen zu entlarven.
Während CNN, der mittlerweile als Fox News der Liberalen verschrien ist, Trumps Aussagen nach der Übertragung als "Lügen" einstuft, waren die Moderatoren und Kommentatoren auf Fox News verschiedener Meinung. Der Washington-Korrespondent des Senders, John Roberts, bekräftigte ebenso wie ein Moderator, dass es keine Belege dafür gibt, dass die Wahl manipuliert wurde – was der Präsident allerdings behauptet hatte.
Medienexperte Butter glaubt, dass die Journalisten sich für diesen ungewöhnlichen und noch nie dagewesenen Eingriff entschieden haben, weil sie sich der Gefährlichkeit der Situation durchaus bewusst seien. Immerhin versammelten sich zu diesem Zeitpunkt bereits Bewaffnete zu Pro-Trump-Demonstrationen. "Das war eine sehr mutige und gute Entscheidung", sagt Butter. "Sie sind sich ihrer Verantwortung in dieser Lage sehr bewusst."
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