Warum Macron seinen beliebten Premier feuerte

Macron und nunmehr Ex-Regierungschef Edouard Philippe
Der französische Präsident will künftig selbst mehr im Rampenlicht stehen - und bestellte farblosen Regierungschef.

Am Höhepunkt der Corona-Krise wollte sich Emmanuel Macron "neu erfinden", aber daraus wird wohl nichts. Der Staatschef hat seinen bisherigen Premier durch einen zum Verwechseln ähnlichen Nachfolger abgelöst. Ex-Regierungschef Edouard Philippe kam aus der konservativen Traditionspartei "Les Républicains" und stand für einen Zentrumskurs. Das Gleiche gilt für den neuen Premier Jean Castex.

Warum Macron seinen beliebten Premier feuerte

Macron mit seinem neuen Premier Jean Castex

Beide kommen aus der Kaste der französischen Spitzenbeamten. Der 55-jährige Castex diente als Vize-Kabinettschef des konservativen Staatschefs Nicolas Sarkozy. Zuletzt hatte er ein paar TV-Auftritte als "Koordinator" beim Herunterfahren des Corona-Shutdowns.

Hohe Popularität als Malus

Aber kaum jemand merkte sich seinen Namen. Genau das dürfte Castex zu seinem neuen Job verholfen haben. Der gekippte Premier Philippe besaß Autorität und Humor, bei Popularitätsumfragen stellte er Macron in den Schatten. 55 Prozent wollten ihn als Premier behalten. Macron hat aber für aufdringliche Ratschläge und eigenwillige Gefährten nicht viel übrig. In den zwei Amtsjahren bis zu den Neuwahlen 2022 will der Präsident seine Führung ungeteilt ausüben, dazu braucht er einen "blassen" Regierungschef.

Macron für harten Kurs

Das Programm steht schon fest: In einem jüngsten Interview bekräftigte Macron seinen durchwegs unternehmer-freundlichen Kurs. Die Rentenreform, gegen die Gewerkschaften zu Jahreswechsel mit Bahnstreiks Sturm gelaufen waren, will er zügig fortsetzen. Steuererhöhungen für Großaktionäre schließt er weiterhin aus. Auch der Öko-Schwenk, den er nach den Erfolgen der Grünen bei den Kommunalwahlen am letzten Sonntag in Aussicht stellte, wirkt bei näherer Betrachtung bescheiden.

Wirtschaftseinbruch

Nachdem Frankreich im Gefolge der Corona-Krise einen der schwersten Wirtschaftseinbrüche unter den hoch entwickelten Staaten verzeichnet und auf eine Arbeitslosenrate von zwölf Prozent zusteuert, sieht Macron mehr denn je das Heil in vorerst schmerzhaften Maßnahmen zur Erhöhung der Wettbewerbskraft. Nichts Anderes hatte Philippe im Sinn.

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