Beide kommen aus der Kaste der französischen Spitzenbeamten. Der 55-jährige Castex diente als Vize-Kabinettschef des konservativen Staatschefs Nicolas Sarkozy. Zuletzt hatte er ein paar TV-Auftritte als "Koordinator" beim Herunterfahren des Corona-Shutdowns.
Hohe Popularität als Malus
Aber kaum jemand merkte sich seinen Namen. Genau das dürfte Castex zu seinem neuen Job verholfen haben. Der gekippte Premier Philippe besaß Autorität und Humor, bei Popularitätsumfragen stellte er Macron in den Schatten. 55 Prozent wollten ihn als Premier behalten. Macron hat aber für aufdringliche Ratschläge und eigenwillige Gefährten nicht viel übrig. In den zwei Amtsjahren bis zu den Neuwahlen 2022 will der Präsident seine Führung ungeteilt ausüben, dazu braucht er einen "blassen" Regierungschef.
Das Programm steht schon fest: In einem jüngsten Interview bekräftigte Macron seinen durchwegs unternehmer-freundlichen Kurs. Die Rentenreform, gegen die Gewerkschaften zu Jahreswechsel mit Bahnstreiks Sturm gelaufen waren, will er zügig fortsetzen. Steuererhöhungen für Großaktionäre schließt er weiterhin aus. Auch der Öko-Schwenk, den er nach den Erfolgen der Grünen bei den Kommunalwahlen am letzten Sonntag in Aussicht stellte, wirkt bei näherer Betrachtung bescheiden.
Wirtschaftseinbruch
Nachdem Frankreich im Gefolge der Corona-Krise einen der schwersten Wirtschaftseinbrüche unter den hoch entwickelten Staaten verzeichnet und auf eine Arbeitslosenrate von zwölf Prozent zusteuert, sieht Macron mehr denn je das Heil in vorerst schmerzhaften Maßnahmen zur Erhöhung der Wettbewerbskraft. Nichts Anderes hatte Philippe im Sinn.
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