Warum Boris Johnson mit Churchill nicht viel gemeinsam hat

Nahaufnahme von Boris Johnson in einem blauen Anzug.
Der neue britische Premier eifert seinem Idol Churchill nach – doch auf zweiten Blick unterscheiden sie sich fundamental.

Beide begannen ihre Karrieren als Journalisten, beide haben ihre Wurzeln in den USA, beide stammen zwar aus der Oberschicht, doch galten zeitweise als Außenseiter.

Auf den ersten Blick hat der neue britische Premier Boris Johnson Einiges mit seinem großen Vorbild Winston Churchill gemein – auch im Tennis (Churchill war entgegen der Legenden ein großer Sportler) meint der 55-Jährige, es gar mit Boris Becker aufnehmen zu können.

Ausgewählte Zitate von Winston Churchill

Ein wahrer Diplomat ist ein Mann, der zweimal nachdenkt, bevor er nichts sagt.

Ein leidenschaftlicher Raucher, der immer wieder von der Bedeutung der Gefahr des Rauchens für seine Gesundheit liest, hört in den meisten Fällen auf - zu lesen.

Der Text lautet: Ich glaube nur an Statistiken, die ich selbst gefälscht habe.

Der Zweite Weltkrieg wäre nie ausgebrochen, wenn wir nicht unter dem Druck der Amerikaner die Habsburger aus Österreich-Ungarn vertrieben hätten. So gaben wir dem Ungeheuer Hitler die Möglichkeit, aus der Tiefe der Gosse zum leeren Thron zu kriechen.

„Eine gute Rede soll das Thema erschöpfen, nicht die Zuhörer.“

Um die Welt zu ruinieren, genügt es, wenn jeder seine Pflicht tut.

Es ist von großem Vorteil, die Fehler, aus denen man lernen kann, frühzeitig zu machen.

Es ist einfacher, eine Nation zu regieren, als vier Kinder zu erziehen.

Ein Politiker muss sagen können, was getan werden soll. Und er muss hinterher erklären können, warum es nicht getan wurde.

Die UNO wurde nicht gegründet, um uns den Himmel zu bringen, sondern um uns vor der Hölle zu bewahren.

Wenn zwei Menschen immer wieder die gleichen Ansichten haben, ist einer von ihnen überflüssig.

2014 veröffentlichte Johnson eine Biografie seines großen Idols: „Der Churchill-Faktor“. Eine Liebeserklärung an sein Idol, das – wie Johnson selbst – nie um einen schlagfertigen Spruch verlegen war. Johnson ist ein Meister der Selbstironie. Zitate wie „ich habe mehr mit einem dreizehigen Faultier (...) gemeinsam, als mit Winston Churchill“ sollen sympathisch, unbeholfen wirken. Diese Strategie wollen schon Johnsons Oxford-Kommilitonen beobachtet haben: „Er verhält sich sehr jovial, tollpatschig, aber tatsächlich ist er sehr kaltherzig und ehrgeizig, wollte immer Statuen von ihm errichtet haben“, erinnert sich ein Kollege aus Studienzeiten.

Ausgewählte Zitate von Boris Johnson

Meine Chancen, Premierminister zu werden, sind ungefähr gleich hoch wie die Chancen, Elvis am Mars zu finden oder als Olive wiedergeboren zu werden.

Mein Sprechstil wurde von niemand Geringerem als Arnold Schwarzenegger kritisiert. Es war ein schwacher Moment, meine Freunde, meine rhetorischen Fähigkeiten von einem einsilbigen österreichischen Cyborg denunzieren zu lassen.

„Wir können Europa nicht den Rücken zudrehen. Wir sind ein Teil Europas.“

Die Wahrheit ist, dass die Geschichte der letzten paar tausend Jahre von verschiedenen Menschen oder Institutionen auf Freudsche Weise wiederholt wurde, um die verlorene Kindheit Europas, dieses goldene Zeitalter des Friedens und des Wohlstands unter den Römern wiederzuentdecken, indem man versuchte, es zu vereinheitlichen.

Es wäre schade, wenn die Briten eines Tages damit aufhörten, zynisch zu sein, aber man wundert sich manchmal, ob wir es nicht übertreiben.

Es ist leicht, Versprechen zu geben – es ist harte Arbeit, sie zu halten.

Ich habe mehr mit einem dreizehigen Faultier, einem einäugigen Pterodactylus oder einer Kalamata-Olive gemeinsam, als mit Winston Churchill.

Auf den zweiten Blick unterscheiden sich die beiden Politiker massiv: Während Churchill seinem Volk „Blood, Sweat and Tears“ versprach, verspricht Johnson das Paradies. Ohne einen Plan dafür zu haben. Auch in der Position zur Europäischen Union könnten die Unterschiede kaum größer sein: Churchill träumte von einem vereinten Europa, Johnson will so rasch wie möglich weg davon.

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