Drei Wochen ist es her, seit Donald Trump seine Fans und Amerika mit einer dritten Präsidentschaftskandidatur beglücken wollte. Der Schuss ging nach hinten los. Ein Skandal-Abendessen mit Hitler-Fan Kanye West („Ye“) und Neonazi Nick Fuentes in Mar-a-Lago; Trumps Forderung, die amerikanische Verfassung aus- und ihn wieder ins höchste Staatsamt einzusetzen; juristische Niederlagen bei dem Versuch, seine Steuer-Unterlagen vor den neugierigen Augen des Kongresses zu verbergen und die Ermittlungen wegen des Diebstahls sensibler Staatsgeheimnisse abzubiegen – die Liste der Rückschläge für den früheren US-Präsidenten war schon vor dem Nikolaustag beachtlich.
Dann kam – als eine Art doppelter Knecht Ruprecht – morgens ein Geschworenen-Gericht in New York, das den Trump-Konzern wegen Steuerbetrugs offiziell als kriminell verurteilte. Und am späten Abend das Aus für Trumps unbeliebten republikanischen Wunsch-Kandidaten bei der Senats-Stichwahl im Südstaat Georgia, Herschel Walker.
Debakel 2022
„Das Jahr 2022 endet für Trump im Debakel“, konstatieren US-Medien und sehen bereits „schwere Kollateralschäden“ für Trumps Bewerbung, 2024 erneut für die „Grand Old Party“ (GOP) in den Kampf ums Weiße Haus zu ziehen. Umfragen aus den vergangenen Wochen belegen, dass dem Ex-Präsidenten der bis dato trotz aller Skandale solide Rückhalt im konservativen Wahlvolk schleichend wegbricht.
Fast durchweg rangiert Floridas Gouverneur Ron DeSantis in der Meinungsforschung inzwischen vor dem 76-Jährigen, wenn es um die Präferenz für 2024 geht. Viele Wähler empfinden Trumps rückwärtsgewandtes Lamento vom (gerichtlich widerlegten) Wahlbetrug 2020 als nervtötend. Sie vermissen klare Konzepte für die Bewältigung von Alltagsproblemen wie Inflation oder Einwanderung.
Besonders schmerzhaft für Trump: Im Bundesstaat Utah lag sogar die im Kongress auf sein Drängen hin ausgemusterte Erz-Rivalin Liz Cheney vor dem 45. Präsidenten der USA.
Politisch ist die schwere Schlappe der Republikaner in Georgia der frischeste Stachel im Fleische Trumps. Herschel Walker, ein ehemaliger Football-Profi mit leichtem Dachschaden (sagt er selbst), wurde von Trump gegen alle Ratschläge des Partei-Establishments protegiert. Sein von Pannen geprägter Wahlkampf sorgte dafür, dass republikanische Stammwähler im Südstaat zuhause blieben. Demokratische Wähler dagegen waren hoch mobilisiert, um Amtsinhaber Raphael Warnock zum Sieg zu verhelfen.
Trumps Bilanz als „Königsmacher“ der Republikaner sieht damit nach den Zwischenwahlen vor vier Wochen mit zwei Siegern und 14 Verlierern in Schlüssel-Rennen von Pennsylvania bis Arizona um Senat, Gouverneursämter und Innenminister-Posten geradezu verheerend aus. Scott Jennings, einst rechte Hand von Senator Mitch McConnell, einem Erzfeind von Trump, sagt es so: „Georgia könnte als der Bundesstaat in Erinnerung bleiben, der Donald Trump ein für allemal gebrochen hat.“
Steuerbetrug
Im Frühstücks-Fernsehen betonten Analysten, dass die Verurteilung des Trump-Konzerns wegen Steuerbetrugs die ohnehin lädierte Reputation des New Yorker Unternehmers weiter beschädigen werde. Ein Geschworenen-Gericht hatte der Staatsanwaltschaft in allen 17 Anklagepunkten zugestimmt. Danach kassierte der frühere Finanzchef des Unternehmens, Allen Weisselberg, über Jahre nicht versteuerte Vergünstigungen im Volumen von 1,8 Millionen Dollar. Mit ausdrücklicher Billigung von Donald Trump.
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