Das Comeback des Donald Trump: Gelangweilte Wiederkandidatur

Das Comeback des Donald Trump: Gelangweilte Wiederkandidatur
Donald Trump erklärte mit wenig Enthusiasmus und alten Parolen, ins Rennen ums Weiße Haus 2024 gehen zu wollen. Vielen prominenten Republikanern gefällt das nicht.

Mick Mulvaney versteht es, Sätze wie Fallbeile heruntersausen zu lassen. Als der frühere Stabschef (und somit engste Vertraute) von Ex-Präsident Donald Trump am Dienstagabend gefragt wird, ob die gerade verkündete Wiederkandidatur seines früheren Chefs für das Weiße Haus den Republikanern nützen wird, sagt Mulvaney mit Grabesstimme: „Nein, ich denke, er ist der einzige Republikaner, der 2024 verlieren könnte.“

Eine prominente Einzelstimme. Aber sie trifft am Tag nach dem Spektakel im mit 33 US-Flaggen ausstaffierten geschmückten Ballsaal des Trump’schen Florida-Anwesens Mar-a-Lago den Nerv einer Partei, die sich nach dem enttäuschenden (und vor allem Trump angelasteten) Abschneiden bei den „Midterms“ vor einer Woche gerade mühsam neu ausrichten will.

Konservative abwesend

Niemand der aktiven konservativen Kongress-Abgeordneten war nach Angaben von US-Leitmedien live dabei, als der 76-jährige Trump sieben Jahre und fünf Monate nach seiner ersten Kandidatur erneut seinen Hut für das höchste Staatsamt in den Ring warf.

Auch Ivanka Trump, die älteste Tochter, wie auch Trumps ältester Sohn Donald Jr. blieben fern, als ihr Vater um 21.22 Uhr im Beisein von Hunderten geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft verkündete: „Um Amerika wieder großartig und glorreich zu machen, verkünde ich heute Abend meine Kandidatur als Präsident der Vereinigten Staaten.

Das Comeback des Donald Trump: Gelangweilte Wiederkandidatur

In seiner rund 60-minütigen Rede sagte der Immobilienunternehmer, der nach seiner Abwahl 2020 versuchte hatte, das Wahlergebnis illegal aufheben zu lassen und einen tödlichen Aufstand am Kapitol in Washington inszenierte, um an der Macht zu bleiben, Amerikas „Comeback“ beginne „in diesem Moment“.

Kein Trump-Wahlsieg möglich?

Dabei wirkte er nach übereinstimmender Ansicht vieler Beobachter „erstaunlich uninspiriert, nie enthusiastisch und fast gelangweilt“. Er sei „einfach nicht mit dem Herzen dabei“, urteilte ein Analyst im US-Fernsehen, wo nur wenige Sender die Rede live übertrugen oder sich nach einiger Zeit ausklinkten.

Trump begnügte sich abgesehen von permanenter Schelte an die Adresse Joe Bidens, dem er Senilität vorwarf, mit alten Standards: Nach einem Sieg in zwei Jahren werde er Amerika wieder zu „nationaler Größe“ führen. Dabei zähle er auf seine Anhänger, „die größte Bewegung in der Geschichte der Welt“.

Eine neue Generation von republikanischen Hardlinern, die ähnlich radikal-nationalistisch sind wie Trump, aber nicht so viel Ballast mit sich herumschleppen, steht auf dem Standpunkt, dass die Republikaner „mit Trump nie wieder das Weiße Haus erobern werden“. So sagt es etwa der frühere Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan.

Gefahr für Demokratie

Warum? Weil die Zahl seiner Fehltritte zu groß sei. Und weil bis in die republikanischen Führungszirkel hinein die Meinung herrscht, dass Trump im Falle seiner Wiederwahl der US-Demokratie wirklich gefährlich werden könnte.

Ex-Vize Mike Pence, die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley und Ex-Außenminister Mike Pompeo, um nur einige zu nennen, sind dieser Meinung, heißt es in Parteikreisen.

Bemerkenswert: Trump erwähnte mit keiner Silbe seinen designierten Haupt-Widersacher bei der Kandidatur, Ron DeSantis (44), der in Umfragen bereits heute von vielen republikanischen Wählern Trump vorgezogen wird. Berater hatten den New Yorker Immobilien-Unternehmer förmlich bekniet, den mit Abstand erfolgreichsten Republikaner bei den „midterms“ (Wiederwahl als Gouverneur mit 20 Prozentpunkten Vorsprung) nicht weiter zu attackieren.

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