Wahl in Großbritannien: Die Wut auf "die unten in London"

Jordan Gaskell, 16-jähriger Fürsprecher des EU-Austritts.
Es ist eine richtungsweisende Wahl, und sie wird von einem Thema beherrscht und in einer Region entschieden: Brexit und die alten Arbeiterviertel im Norden Englands.

Für einen politischen Rebellen ist Jordan Gaskell eigentlich ein wenig zu jung und viel zu wohlerzogen. Doch wenn es um den Brexit geht, produziert der 16-Jährige aus Wigan ein kämpferisches Stakkato aus Parolen und Polemik. Um eine demokratische Entscheidung habe man die Menschen drei Jahre lang betrogen: „Die Mehrheit hat für den Brexit gestimmt, und die meinten, sie können das einfach ignorieren.“ Die, das ist vor allem Jordans Lieblingsfeind, die sozialdemokratische Labour-Partei.

An „ihren Lügen, ihren falschen Versprechungen“, kann sich der Schüler leidenschaftlich abarbeiten. Schließlich kämpft er für die Parteien, die den Brexit schneller und radikaler als alle anderen einfordern: Die UKIP und ihre Schwestergruppierung, die „Brexit-Partei“. Jordan kümmert sich um die jungen Wähler, und das mit ebenso viel Engagement wie Erfolg, in allen Sozialen Medien taucht er mit seinen Botschaften auf, posiert mit dem britischen Union Jack und erzählt, warum die von Labour allesamt Lügner sind und ihr Land an die EU verraten würden.

Was der 16-Jährige in manchmal etwas zu groß geratene politische Parolen packt, das ist die Grundstimmung, die hier oben in Wigan und all den anderen alten Arbeiterrevieren Nordenglands diesen Wahlkampf prägt. Es geht um seit Jahrzehnten enttäuschte Hoffnungen: auf eine Zukunft nach dem Niedergang einer Industrie, die bis heute ihre Ruinen in der Landschaft hinterlassen hat, eine Hoffnung auf Geld aus London – oder eben Brüssel – für die oft heruntergewirtschaftete und überlastete Infrastruktur.

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